Full text: Geschichte des Altertums, deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919 (Teil 1)

36 Griechische Geschichte, 
Waffen für das Vaterland und trat als Fußvolk in schwerer Rüstung 
und in festgeschlossener Phalanx dem berittenen Adel zur Seite. So 
stellte er denn an den Adel, der bisher allein im Besitz von Rechten ge- 
Wesen war, zuerst die Forderung des Rechtsschutzes, der Auf- 
zeichnung des bisher ungeschriebenen Gewohnheitsrechts; bald ging er 
weiter und verlangte die Gewährung politischer Rechte. 
Die Unruhen, die infolgedessen entstanden, hatten in vielen 
Städten das Ergebnis, daß sich ein Adliger von seinen Standesgenossen 
trennte und mit Hilfe des niederen Volkes eine Gewaltherrschaft be- 
T mnnis gründete; so entstand die Tyrannis. Solche Tyrannen waren 
yrann.s^eisistratos von Athen und Polykrates von Samos, der 
Freund des Amasis. Während wir in Sizilien noch im 5. und 4. Jahr¬ 
hundert Tyrannen finden — z. B. die beiden Dionysias in Syrakus —, 
hat in den Staaten des Mutterlandes ihre Herrschaft meist nur wenige 
Generationen gedauert; nach ihrem Sturze traten Parteikämpfe zwi- 
schen Adel und Bürgertum, Aristokratie und Demokratie ein. Der 
Hort der Aristokratie war seit dem sechsten Jahrhundert Sparta; 
von der größten Bedeutung war es, daß am Ende dieses Jahrhunderts 
in Athen die Demokratie d*n Sieg davontrug. 
Athen bis auf Kleisthenes. 
§ 30. Die Adelsherrschaft in Athen. Athen erscheint im Gegensatz 
zu anderen Landschaften von vornherein als ein Einheitsstaat, die 
Einigung der Landschaft wurde von der Sage dem Theseus zu- 
geschrieben. Auch hier herrschten früher Könige; die Sage erzählt 
von dem Opfertod des letzten Königs Kodros. Aber die Macht des 
Königtums wurde hier wie sonst überwuchert durch die des gründ¬ 
ete neun besitzenden Adels. Seit 682 teilten sich in die höchste Gewalt neun 
Archen N r ch o n t e n. Sie wurden immer nur auf ein Jahr gewählt; es ist 
ein Charakterzug der Aristokratie, in mißtrauischer Furcht vor 
monarchischen Bestrebungen die höchste Gewalt möglichst zu teilen und 
zeitlich zu begrenzen. Die Archonten wurden gewählt und beaufsichtigt 
von dem Rat, der Vertretung des gesamten Adels. 
Wirtschaft. Diese Adelsherrschaft hatte schwere Mißstände in ihrem Ge-- 
l1tanT* folge: zunächst wirtschaftlicher Art. Der größer* Teil des 
Bodens war in der Hand des Adels. Das Aufkommen der Geldwirt- 
schaft ferner brachte den kleinen Bauernstand in die Gefahr der Ver- 
nichtung: in Zeiten der Not, für Anschaffungen usw. brauchte er Geld, 
mußte es zu hohen Zinsen aufnehmen — denn noch war das Geld
	        
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