Deutschland in der Zeit der (Segenreformation.
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§ 101. Union und Liga. Der klevische Erbstreit. Als 1607 die
Reichsstadt Donauwörth wegen Störung eiuer KlosterprozessionDonauwörth
geächtet und von Maximilian, der mit der Vollstreckung der Acht be-
auftragt war, nicht nur zum Katholizismus zurückgeführt, fondern
auch Bayern einverleibt wurde, entschloß sich 1608 eine Anzahl pro¬
testantischer, vorwiegend füdwestdeutfcher Reichsstände, zu einem
Bunde, der Union, zusammenzutreten; die Führung hatte Fried-umon und
rich IV. von der Pfalz. Demgegenüber trat Maximilian mit einer
Reihe geistlicher Stände zur L i g a zusammen.
Und beinahe wäre es schon jetzt zu einem Religionskriege, ja zu
einem Weltkriege gekommen, und zwar im Anschluß an den klevischen ^^klemsche
Erbstreit. 1609 starb kinderlos der letzte Herzog von Kleve, Jülich,
Berg, der zugleich Graf von der Mark und von Ravensberg war. Erb-
anfprüche erhoben einerseits Kurfürst Johann Sigismund von
Brandenburg, der mit der Tochter der-älteren Schwester ver-
heiratet war, andrerseits der Erbprinz vonPfalz-Neuburg, der
Sohn der jüngeren Schwester. Als Kaiser Rudolf Miene machte,
diese Lande als erledigte Reichslehen einzuziehen, einigten sich die
beiden Erben; zugleich schloß die Union ein Bündnis mit Hein-
rich IV. von Frankreich, der gern bereit war, den längst geplanten
Kampf gegen das Haus Habsburg zu beginnen. Da wurde dieser
1610 ermordet. Union und Liga schlössen einen Waffenstillstand.
Johann Sigismund und der Pfalz-Neuburger entzweiten sich bald
wieder. Johann Sigismund trat damals zum Calvinismus über, er-
klärte aber zugleich — als der erste deutsche Fürst — beide pro¬
testantische Bekenntnisse dulden zu wollen. Indessen wurde der Krieg ^
auch jetzt vermieden und ein Bertrag abgeschlossen, der eine Teilung tischen
der Lande verfügte: Jülich und Berg fielen an Wolfgang Wilhelm, 2anbe
Kleve, Mark und Ravensberg an Johann Sigismund. So faßte da-
mals Brandenburg Fuß am Rheine, unter demselben Kurfürsten, der
1618 Ostpreußen erwarb.
Wilhelm von Cleve. Jülich, Berg.
Maria Eleonore. Anna. Johann Wilhelm.
Gem. Albrecht Friedrich Gem. Pfalzgr. Philipp v. Neuburg.
v. Preußen.
Wolfgang Wilhelm,
Anna, Erbpr. v. Pfalz-Neuburg.
Gem. Job. Sigismund
v. Brandenburg.
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte, Ausgabe C für Oberlyzeen. II. 8