Der böhmisch-Pfälzische Krieg.
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knechten bestanden, die um nichts anderes fochten als um Sold und
Beute und die Gebiete von Freund und Feind rücksichtslos verheerten,
andrerseits dadurch, daß bei der unausgebildeten Finanzverwaltung
der meisten Staaten und dem Mangel stehender Heere die Regimenter,
oft sogar das ganze Heer im Auftrag der Fürsten durch ihre
Obersten aufgebracht wurden. So erhielt die Aufstellung von
Truppen den Charakter einer kaufmännischen Unternehmung, Brand-
schatzungen erschienen als ein Hauptzweck der Feldzüge, und die per-
sönlichen Interessen der Heerführer traten stark hervor.
Der böhmisch-pfälzische Krieg.
§ 104. Der böhmische Aufstand. Den Anlaß zum Ausbruch des
Krieges gab, daß von zwei Kirchen, welche die böhmischen Protestanten
zu Braunau und zu Kloster grab auf geistlichem Gebiet er¬
richteten, die eine geschlossen, die andere eingerissen wurde, was diese
als eine Verletzung der ihnen zugestandenen Rechte auffaßten. Als
eine beim Kaiser eingereichte Beschwerde abgewiesen wurde, wandte
sich die Erbitterung der Böhmen gegen einige der kaiserlichen Statt-
Halter, denen man die Abweisung schuld gab, und im Mai 1618
wurden von bewaffneten Protestanten die Statthalter Martinitz5
und Slawata nebst ihrem Geheimschreiber aus den Fenstern des Mai 1618
Prager Schlosses gestürzt. Der Anstifter der Tat war Graf Mat-
thias von Thum, ein ehrgeiziger, unruhiger Mensch, der sich
persönlich durch den Kaiser verletzt fühlte. Er trat an die Spitze
des Heeres, das die Böhmen jetzt ausrüsteten, während zugleich
eine provisorische Regierung eingesetzt wurde. Eine wesentliche Hilfe
fanden die Böhmen in dem kühnen Söldnerführer E r n st von
M a n s f e l d , der ihnen Truppen zuführte. Die kaiserlichen Truppen
vermochten keine dauernden Erfolge davonzutragen; Mähren und
Schlesien schlössen sich dem Aufstand an.
Im Jahre 1619 starb Matthias. Bei der Uneinigkeit der deutschen
Kurfürsten erreichte es Ferdinand, daß er zum Kaiser gewählt
wurde; die Böhmen dagegen setzten ihn ab und wählten an seiner 1637
Stelle den dreiundzwanzigjährigen, ehrgeizigen, aber unbedeutenden
und haltlosen Kurfürsten Friedr.ich V. von der Pfalz, der diebon
Krone annahm und „die Pfalz nach Böhmen trug". Aber dieser fand 93 ^
weder bei der Union noch bei seinem Schwiegervater Jakob 1. von
England Hilfe. Ferdinand dagegen gewann vor allem die Hilfe
Maximilians von Bayern und der Liga sowie der
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