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24. Wenn du noch eine Heimat hast.
A. Trüger.
Wenn du noch eine Heimat hast,
so nimm den Ranzen und den Stecken
und wandre, wandre ohne Rast,
bis du erreicht den teuren Flecken.
Und strecken nur zwei Arme sich
in freud'ger Sehnsucht dir entgegen,
fließt eine Thräne nur um dich,
spricht dir ein einz'ger Mund den Segen, —
ob du ein Bettler, du bist reich,
ob krank dein Herz, dein Mut beklommen,
gesunden wirst du allsogleich,
hörst du das süße Wort „Willkommen!“
Und ist verweht auch jede Spur,
zeigt nichts sich deinem Blick, dem nassen,
als grün berast ein Hügel nur
von allem, was du einst verlassen, —
o, nirgend weint es sich so gut,
wie weit dich deine Füße tragen,
als da, wo still ein Herze ruht,
das einstens warm für dich geschlagen.
25. Bchwübische Kunde.
L. Uhland.
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt' er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge, wüst und leer.
Daselbst erhub sich große Not;
viel Steine gab's und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgethan.
Den Pferden war's so schwach im
Magen,
fast mußt' der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwaben⸗
land,
von hohem Wuchs und starker Hand,
des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach;
er hätt' es nimmer aufgegeben,
und kostet's ihm das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem Heereszug zurück.
Da sprengten plötzlich in die Quer'
fünfzig türkische Reiter daher;
die huben an, auf ihn zu schießen,
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
ging seines Weges Schritt vor Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und thät nur spöttlich um sich blicken,
bis einer, dem die Zeit zu lang,