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einen ganz bestimmten Weg nehmen: vom Grundherrn zum Fronhos und zurück
oder mit andern Worten, von der Zentralstelle nach der örtlichen Verwaltungs¬
stelle und zurück. Die Zerlegung der gesamten Grundherrschaft in Fronhöse, des
Ganzen in Teile, war eine Tatsache der räumlichen Arbeitstei¬
lung. Und damit erkennen wir, daß der Nachrichtendienst auch eine
Folgeerscheinung der räumlichen Arbeitsteilung ist und also
überall bestimmte Verkehrswege und Verkehrseinrichtungen zwischen einer Zentral-
Verwaltung und den dieser untergeordneten Verwaltungen schaffen muß. Die
räumliche Arbeitsteilung unserer heutigen Staatsverwaltung
ist eine der grundlegenden Tatsach en unseres heutigen Post-
verkehrs. Das Königreich Preußen zerfällt nach dem Prinzip räumlicher
Arbeitsteilung in Provinzen, Regierungsbezirke, Landratsbezirke und Gemeinde¬
bezirke. Der Nachrichtendienst gebt vom Ministerium in Berlin an das Ober¬
präsidium in Magdeburg, von da an die Regierung in Merseburg, von da an
das Landratsamt in Eckartsberga, von da an die Bürgermeisterei in Auerstädt
oder umgekehrt. Man denke auch an das Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
die Eisenbahndirektionsbezirke, Stationen — an das Reichspostamt, die Oberpost¬
direktionsbezirke, die Postämter — an das Kriegsministerium, Generalkommando,
Regimentskommando, Bataillonskommando usw. Wo also heute eine Zentral¬
stelle der Verwaltung ist, dahin geht oder von da geht aus ein bedeutender
Nachrichtendienst, da sind große Verkehrseinrichtungen an Sachbedarf (Gebäuden,
Wagen u. bergt.) und Personalbedarf nötig. Damit hängt aber wieder eine
Anhäufung der Bevölkerung an solchen Orten zusammen. Wir
beobachten im Zusammenhang: räumliche Arbeitsteilung,
Nachrichtenverkehr und Siedelung.
Der Überschuß an Gütern, der aus den Fronhöfen erzeugt worden war,
mußte nach der Zentralstelle gebracht werden. Daraus entwickelte sich ein
geregeltes Transportwesen (Landstraßen, Schiffahrt, Fähre und Fährmann,
Furtwart) mit der Ausgabe, die Güter vom Produzenten zum
Konsumenten zu bringen. Es ist das die erste Form, in der sich der
Güterverkehr in unserer Geschichte zeigt. Welchen Umfang er heute hat,
das sagt uns ein Blick an jedem Bahnhof auf die Wagen voll Kohlen, Ge¬
treide, Früchte, Kartoffeln, auf die Kisten und Kasten, die den Postwagen
entladen werden.
6. Bauding. Dem Gehöser ward eine Hufe zur Nutzung übergeben,
und er sollte dafür Fron und Zins leisten. Da standen sich gegenüber
Forderung und Leistung, Bedingung und Erfüllung, Gabe und Gegengabe.
In diesem Gegenüber lag der Keim z« manchem Streit. Gar mancher
Gehöser behauptete, den ausbedungenen Zins nicht voll zahlen zu können;
das liege an der Beschaffenheit des ihm überwiesenen Bodens, an der
Witterung, am Meier, der gerade an solchen Tagen Fronarbeit von ihm
gefordert habe, die er für seine Hufe am nötigsten gebraucht habe. Und
der Meier gab solchem Gehöser wohl Lässigkeit und Trägheit, Liederlichkeit
und Verschwendung schuld. Häufig erschollen Klagen über Maß und Ge¬
wicht, daß es zu groß geworden sei, daß ein hartherziger Meier bei der
Einnahme der Zinse die Gehöser benachteilige. Streit mußte geschlichtet,
sollte verhütet werden; und das geschah durch das sogenannte Bau ding,