Full text: Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab (Teil 5)

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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. 
von unbedingter Ehrenhaftigkeit. Auf wiederholte Anfragen in Berlin 
erhielt er ausweichende Antworten; in der Tat war der König noch nicht 
in der Lage, einen entscheidenden Entschluß zu fassen. Da handelte 
der General auf eigene Hand. Am 30. Dezember 1812 unterzeichnete 
Son£ontion er iü der Mühle zu P o s ch e r u n bei T a u r o g g e n mit den russischen 
gTauroggeNr Bevollmächtigten einen Vertrag, wodurch das preußische Korps für neutral 
1812. erklärt wurde.^ Dem König meldete er seinen Entschluß. „Ich erwarte 
sehnsuchtsvoll den Ausspruch Ew. Majestät, ob ich gegen den wirklichen 
Feind vorrücke, oder ob die politischen Verhältnisse erheischen, daß Ew. 
Majestät mich verurteilen. Beides werde ich mit treuer Hingebung er- 
warten, und ich schwöre Ew. Königlichen Majestät, daß ich auf dem Sand- 
Haufen ebenso ruhig wie auf dem Schlachtfelde, auf dem ich grau geworden 
bin, die Kugel erwarten werde. Ich bitte daher Ew. Majestät um die 
Gnade, bei dem Urteil, das gefällt werden muß, auf meine Person keine 
Rücksicht nehmen zu lassen. Auf welche Art ich sterbe, ich sterbe immer 
wie Ew. Majestät alleruntertänigster und getreuester Untertan Jork." 
Erhebung Die nächste Folge der Tat Jorks war, daß die Franzosen über die 
Preußens. Weichsel zurückgingen. Wenige Wochen später erschien in Königsberg als 
russischer Bevollmächtigter der Freiherr vom Stein. Auf seinen An- 
trieb wurden die Stände der Provinz berufen; und diese bewilligten 
in opfermutiger Begeisterung die Aushebung von Truppen, um das Aorksche 
Korps zu verstärken, und die Aufstellung einer Landwehr. So begann 
der deutsche Befreiungskrieg. 
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III. Die Befreiungskriege. 1813—1815. 
Der Neubau Preußens. 
§25. Die Staatsverwaltung des Freiherrn vom Stein. 1807—1808. 
Der preußische Staat war in den Jahren seit dem Tilsiter Frieden unter 
dem Einfluß hervorragender Männer, wie Stein, Scharnhorst, 
Hardenberg, und ihrer mutigen und begeisterten Mitarbeiter ein 
anderer geworden, als er vordem gewesen war. Die Verwaltung war 
reformiert, die sozialen Verhältnisse umgestaltet, das Heerwesen auf eine 
neue Grundlage gestellt worden; zudem hatte der Geist der Nation unter 
dem erschütternden Eindruck des Zusammensturzes des angestammten Vater- 
landes eine tiefgehende Wandlung erfahren. 
Stew. Freiherr Karl vom und zum Stein stammte aus einem reichs- 
ritterlichen Geschlecht. Er war zu Nassau an der Lahn geboren; unweit
	        
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