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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
schütteln. Der Aufstand begann in der Moldau unter Führung des Fürsten
Alexander Ipsilanti. Zwar wurde dieser von den Türken über
die österreichische Grenze gedrängt und von den Österreichern verhastet
und lange gefangen gehalten; aber jetzt brach die Erhebung im eigentlichen
Griechenland aus. Sie wurde von den Gebildeten in ganz Europa mit
Begeisterung begrüßt. Unter den deutschen „Philhellenen" ragte
König Ludwig I. von Bayern hervor; man brachte Geld sür die Griechen
zusammen. Dichter verherrlichten sie, und Freiwillige schlössen sich ihren
Scharen an; zu diesen gehörte auch der große englische Dichter Lord
Byron, der in Griechenland gestorben ist. Dennoch hätten die Griechen,
seit der Sultan den klugen und mächtigen Vizekönig von Ägypten
MehemedAlizu Hilse gerufen und dieser seinen Stiefsohn Ibrahim
Pascha mit einem Heer und einer Flotte hinübergesandt hatte, ihren
Gegnern nicht zu widerstehen vermocht. Aber im Jahre 1827 mischten sich
England, Rußland und Frankreich in den Kampf, und eine vereinigte Flotte
dieser Mächte vernichtete die ägyptisch-türkische Flotte in der Bucht von
N a v a r i n o, an der südwestlichen Ecke des Peloponnes.
Auf diese Schlacht erfolgte die Kriegserklärung des Kaisers N i k o -
l a u s I. von Rußland, der im Jahre 1825 seinem Bruder Alexander 1.
Mkischer auf Throne gefolgt war, an die Türkei; das Ergebnis des r u s s i s ch -
Krieg, türkischen Krieges (1828—1829) war die Gründung eines König-
reichs Griechenland.
§ 36. Die Julirevolution in Frankreich. 1830. "Bon noch größerer
geschichtlicher Bedeutung war es, daß in Frankreich das Regiment der
Bourbonen gestürzt wurde. Schon unter Ludwig XVIII. waren die
Gegensätze zwischen der „liberalen Partei", welche die Befugnisse der
Volksvertretung und die persönlichen Rechte des einzelnen Bürgers mög-
lichst auszudehnen bestrebt war, und der gegnerischen, „reaktionären"
Partei immer schärfer geworden; noch schlimmer wurde dies Verhältnis
revowtwnunter seinem Bruder und Nachfolger Karl X. Als dieser im Juli 1830
1830. eine Reihe von „Ordonnanzen" erließ, durch die er ungesetzlicherweise
wesentliche Bestimmungen der Verfassung abänderte, entstand in Paris
ein Straßenaufstand, und eine provisorische Regierung wurde eingesetzt.
Wenige Wochen, nachdem die französischen Truppen Algier erobert
hatten, mußte Karl X. dem Thron entsagen. Er begab sich nach England.
Zum „König der Franzosen" aber wurde der einer Nebenlinie der Bour-
bonen entstammende Herzog von Orleans, Louis Philipp, gewählt.
Er suchte als „Bürgerkönig" zu regieren, hatte aber zwischen den streiten-
den Parteien eine schwierige Stellung.
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