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Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648-1786.
Erschütterungen überwunden hat, andrerseits Österreich zur Seite:
das erste benutzt den Streit der Festlandstaaten, um zwischen ihnen ein
Gleichgewicht herzustellen und für sich Schritt für Schritt die Herr-
schaft über die Meere zu gewinnen, das andere dehnt seine Herrschaft über
die Länder an der Donau und am Südfuß seiner Alpen (Italien) aus.
Das System der Großmächte wird vervollständigt durch die beiden nor-
dischen Staaten Preußen und Rußland: jenes, die kleinste der
Großmächte, gewinnt unter genialen Fürsten die beherrschende Stellung
in Norddeutschland; dieses sucht durch Aneignung der europäischen Kultur
seine großen Hilfsmittel für die Zwecke einer Eroberungspolitik aus-
zubilden, die zunächst gegen Schweden, dann gegen das völlig verfallende
Polen und die ebenfalls im Niedergang begriffene Türkei ge-
richtet ist.
Absolutes- Die vorwiegende Staatsform ist in dieser Periode der Absolutis-
mus; abgesehen von den aristokratisch regierten Niederlanden und von
England, wo nach dem Siege des Parlamentarismus über das Königtum
zwei ebenfalls aristokratische Parteien in der Regierung abwechseln, ge-
winnt er allenthalben die Herrschaft. Der Absolutismus hat für die
staatliche Entwicklung eine hervorragende Bedeutung: er hat die selb-
ständigen Sondergewalten, die in einer Zeit geringer Entwicklung des
Staatsbegriffs erstanden waren und politische Rechte erworben hatten,
unterworfen und dem Staate dienstbar gemacht; er hat auf den Grund-
lagen eines einheitlichen Heeres und einer einheitlichen Verwaltung ein¬
heitliche, nationale Staaten geschaffen; er hat zwar teilweise die
Kräfte der Völker gemißbraucht für eine Politik der Eroberungen und der
dynastischen Kriege und sie in einem luxuriösen Hofleben verschwendet;
er hat aber auch, zumal in Preußen und da, wo sonst der „aufgeklärte
A b s o l u t i s m u s " an den Höfen Anhänger gewann, die verschiedensten
Zweige der wirtschaftlichen und geistigen Kultur in seine Fürsorge und
Obhut genommen und so selbst eine Periode vorbereitet, in der das Volk
die verfassungsmäßige Teilnahme an der Regierung erlangte.
Wirtschafts- Dadurch, daß der Absolutismus das wirtschaftliche Leben der Nation
zu fördern und zu einer Einheit zusammenzufassen strebte, vollendete sich
nunmehr der Übergang von der mittelalterlichen Stadtwirtschast zur
V o l k s w i r t s ch a f t, der im fünfzehnten Jahrhundert begonnen hatte.
Während sich früher das Wirtschaftsleben vorwiegend in den örtlich be-
grenzten Wirtschaftsgebieten einzelner Städte abspielte, so war die Wirt-
schaftspolitik der modernen Großstaaten darauf gerichtet, nationale
Wirtschaftsgebiete zu schaffen, die sich im Inneren eines mög-