Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

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B. Griechische Geschichte. Zweite Periode. 
b) Materielle Kultur. Athen war die stärkste Festung 
Griechenlands. Zur Sicherung der Verbindung der Stadt mit den 
Häfen Piräeus und Phaleron waren die sog. „langen Mauern“ er¬ 
baut (458), zu denen Perikies die sog. „mittlere“ Mauer fügte. 
Athen war die erste Handelsstadt der griechischen Welt geworden; 
besonders wichtig war der pontische Handel und demgemäfs die 
Beherrschung der pontischen Wasserstrafsen (Errichtung einer Zoll¬ 
stätte am Bosporus); von dort bezog Athen vor allem Getreide, 
sodann Vieh, Fische, Früchte, Salz, Holz, Flachs, Hanf, Pech u. a. 
Ausgeführt wurden die Erzeugnisse der attischen Gewerbthätigkeit, 
vor allem Töpferwaren. Hie Hafenstadt Piräeus war eine der 
schönsten Städte. Hier befanden sich Werftanlagen, eine Getreide¬ 
börse, grofse Lagerhäuser. Zur Verminderung des Proletariats 
und zur Befestigung der athenischen Herrschaft in unsicheren 
Gebieten wurden Kolonieen (Kleruchieen) gegründet: so Thurii in 
der Nähe des zerstörten Sybaris in Unteritalien (wobei sich auch 
andere Stämme beteiligten) und Amphipolis am Strymon. 
c) Die geistige Kultur, a) In der bildenden Kunst 
wurde das Perikleische Athen einer der wichtigsten Mittelpunkte 
griechischer Kultur, in der Dichtung der hervorragendste unter 
allen. In der Baukunst wandte man den dorischen und ionischen 
Stil an. Schon Kimon hatte für die Ausschmückung der Burg 
und des Marktes viel gethan, hatte einen Theseustempel in 
dorischem Stil und eine Bildergalerie (die Stoa poikile) erbaut, 
in der die Gemälde des Polygnotos von Thasos die bedeutend¬ 
sten waren. Perikies baute das Odeion, ein rundes Gebäude für 
musikalische Aufführungen, liefs den prächtigen Parthenon von 
Iktinos und Kallikrates vollenden (dorischer Stil) und das 
grofsartige Thorgebäude der Propyläen, das in geistvoller Weise 
den dorischen und ionischen Stil harmonisch verbunden zeigte, 
durch Mnesikles errichten. In der Bildhauerkunst hatte es lange 
gedauert, bis die Griechen sich von den steifen, konventionellen 
Formen ihrer ägyptischen und assyrischen Vorbilder befreiten und 
in den Kunstschulen zu Argos, Sikyon und Ägina zu gröfserer 
Naturwahrheit fortschritten. Alle übertraf an lebendiger Auf¬ 
fassung, genialer, naturwahrer und idealer Gestaltungskraft der 
Athener Pheidias (Erzbild der Athene Promachos, Bild der
	        
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