IV. Der Dreifsigjährige Krieg (1618—48).
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3. Rettung des Protestantismus durch Gustav Adolf
(1630 — 32).
Die Gründe, welche Gustav Adolf sum Eingreifen in die
deutschen Verhältnisse veranlafsten, waren 1. der Umstand, dafs
Polen sein Thronrecht bestritt und bei dem Kaiser Unterstützung
gefunden hatte; 2. die Absicht sich zum Herrn der Ostsee zu
machen; 3. religiöse Begeisterung. Am 24. Juni 1630 landete
er in Pommern, gewann mit seinem trefflichen Heere, in dem er
strenge Mannszucht hielt, in meisterhaftem Feldzuge bald Pom¬
mern und Mecklenburg und schlofs mit Frankreich zu Bärwalde
(i. d. Neumark, n. von Küstrin) einen Subsidienvertrag, der ihm
volle Freiheit des Handelns liefs (Jan. 1631). Aber die deutschen
Fürsten, voran Johann Georg von Sachsen und der schwache,
von dem katholischen und kaiserfreundlichen Schwarzenberg ge¬
leitete Georg Wilhelm von Brandenburg, waren äufserst mifs-
trauisch und lehnten ein Bündnis mit ihm ab. Zwar wurde der
Gedanke einer bewaffneten Neutralität nicht verwirklicht, und der
Leipziger Konvent verlief ergebnislos; aber diese feindselige Hal¬
tung der Fürsten und die für Gustav Adolf gebotene Rücksicht
sich die Rückzugslinie offen zu halten hinderte ihn der von Pap¬
penheim und Tilly belagerten und von dem schwedischen Obersten
Falkenberg verteidigten Stadt Magdeburg zu Hilfe zu kommen,
f die am 10./20. Mai 1631 erstürmt und von den entmenschten
l Söldnern grauenvoll verwüstet wurde; den Brand aber scheinen
[ die unglücklichen Einwohner selbst angelegt zu haben. Das trieb
1 die Protestanten Gustav Adolf in die Arme. Mit Sachsen schlofs
er ein Bündnis, das sächsische Heer unter Arnim stiefs zu ihm;
[ auch Georg Wilhelm nötigte er zum Anschlufs und zwang ihn
ihm Spandau und Küstrin zu übergeben. So im Rücken gedeckt,
ging er gegen Tilly vor und schlug ihn bei Breitenfeld (n. von
Leipzig) am 7./17. Sept. vollständig. Die Folgen dieses Sieges
waren ungeheuer; die Sachsen nahmen Prag ein, während Gustav
Adolf die ganze „Pfaffengasse“, die Gebiete des Mains und Mittel¬
rheins, eroberte, von dem Bürgertum überall als Retter empfan¬
gen. Seine ursprünglichen Absichten erweiterten sich nun: er
| wollte die deutschen Verhältnisse so wiederherstellen, wie sie vor
i dem Kriege gewesen waren, die schwedische Herrschaft über die