Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Erste Periode. Vom 4. Jh. bis 843. 
es dem Bedürfnisse der Menschen wenigstens die kirchliche Ein¬ 
heit zu erhalten, da die Erhaltung der staatlichen unmöglich ge¬ 
worden war. 8. In diesem Sinne wirkten die um 850 entstandenen 
pseudo-isidorischen Dekretalien, durch welche die Befreiung der 
Bischöfe von der weltlichen Gewalt und die Herrschaft des Papstes 
über die Kirche rechtlich begründet werden sollte. Das war eine 
Sammlung gefälschter Synodalbeschlüsse und päpstlicher Dekretalien, 
die angeblich der Bischof Isidorus von Sevilla (Anfang des 7. Jh.) 
veranstaltet haben sollte. 9. Zur Stärkung der päpstlichen Gewalt 
trug auch das Mönchtum bei. 
3. Das Klosterwesen im Abendlande. 
Während das Mönchwesen (Mönch von griech. monachos Ein¬ 
siedler) in seiner Heimat, dem Orient, stets seinen beschaulichen, 
weltflüchtigen und der Welt und ihrer Bildung abgekehrten Cha¬ 
rakter beibehielt, wurde es im Abendlande eine Kulturmacht ersten 
Ranges. Hier erhielt es seine charakteristische Gestalt durch den 
h. Benedictus von Nursia, den Erbauer und ersten Abt des 
Klosters zu Monte Casino (gegründet 529, n. vom mittleren 
Garigliano), der den üblichen Gelübden der (persönlichen) Armut, 
der Ertötung der Sinnlichkeit und des Gehorsams die Pflicht der 
Arbeit („ora et labora“) hinzufügte. Die Benediktinerregel wurde 
mafsgebend im Abendlande. Die Mönche wurden Jahrhunderte 
lang die Pioniere des Christentums und der Kultur in der Wildnis, 
die Klöster (von claustrum) die einzigen Stätten, wo höhere Lebens¬ 
interessen, wo Wissenschaft, Bildung und Kunst Pflege, wo auch 
der von einem Mächtigen Verfolgte Schutz fand. Die für Deutsch¬ 
land wichtigsten Benediktinerklöster waren u. a. St. Gallen, Reichenau, 
Hirsau (im n. Schwarzwalde), Lorsch (gegenüber Worms), Prüm 
(an der Schneifel), Fulda, Hersfeld (an der Fulda), Corvey (an der 
Weser n. von Höxter).
	        
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