Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

66 Sechste Periode. Von 1648 —1789. — Zweiter Abschnitt. Von 1740 —1789. 
waltung zu centralisieren, die Unterschiede der einzelnen Länder 
zu beseitigen und dem Gesamtstaate deutsches Gepräge zu geben. 
Für die Kunst, die Musik und Dichtung, begeistert, förderte er 
unausgesetzt die Werke Mozarts.1 Allzu sehr seinem hochflie¬ 
genden Enthusiasmus für die Menschheit und zu wenig staats- 
männischen Erwägungen folgend, stiefs er überall auf Yerkennung 
und Widerstand und verzehrte seine Kraft in tragischer Sisyphos- 
arbeit. In Belgien entstand, da sowohl Adel wie Klerus wie 
Bürgertum gegen Josef erbittert war, ein Aufstand, der zur 
Losreifsung der Provinzen führte, die erst Josefs II. Bruder Leo¬ 
pold II. (1790 — 92) wiedergewann; und den Verlust Ungarns 
konnte Josef nur dadurch verhindern, dafs er alle mifsliebigen 
Dekrete widerrief. Trotzdem aber und trotz der Restauration 
unter Leopold II. und der Reaktion unter Franz II. (1792 —1835) 
blieb sein Wirken für Österreich nicht verloren. 
e) Die kleineren deutschen Staaten. In vielen dersel¬ 
ben herrschte freilich ein die französischen Ludwige nachäffendes 
verruchtes Treiben, und wo die Steuern der bis aufs Blut aus¬ 
gesogenen Unterthanen für den Prunk und die Ausschweifungen 
des Hofes nicht ausreichten, wurden die Landeskinder in fremden 
Kriegsdienst verkauft. Besonders schlimm stand es in Kursach¬ 
sen unter August II. und III. (darauf traten bessere Zustände 
ein), der Pfalz, Ansbach und Bayreuth, Württemberg (Karl Eugen; 
Schubarts und Schillers Schicksal), Hessen-Kassel, Braunsclrweig. 
Aber der Einflufs Friedrichs d. Gr. wirkte auch vielfältig wohl- 
thätig; so in Bayern, Kursachsen seit 1764, Sachsen-Weimar 
(Karl August), Baden, Anhalt-Dessau (Basedows Philanthropin). 
Auch in manchen geistlichen Stiftern geschahen segenreiche Re- 
1) Im 18. Jh. begann das klassische Zeitalter der deutschen Tonkunst mit 
Georg Friedr. Händel, der am gröfsten im Oratorium wurde (geb. in Halle, 
f in London), und Joh. Seb. Bach (f als Kantor der Thomasschule in Leip¬ 
zig), dem hervorragendsten Kirchenmusiker. Beider Wirken fällt wesentlich 
in die erste Hälfte des 18. Jh. In der zweiten Hälfte wurde — Glucks Wir¬ 
ken für die Oper gehört wesentlich dem Auslande an — Wien die musika¬ 
lische Hauptstadt Deutschlands durch die grofsartigen Schöpfungen Wolfgang 
Amadeus Mozarts (geb. in Salzburg, f 1791), Josef Haydns und Ludwigs van 
Beethoven (geb. in Bonn, -f 1827).
	        
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