Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

III. Die Genesis der französischen Devolution. 
69 
die Ausübung von Hoheitsrechten verzichtete bis auf die Fest¬ 
setzung gewisser Handelsbeschränkungen1, was aber nur die Ent¬ 
wickelung eines mafslosen Schmuggels zur Folge hatte. Hach dem 
Frieden von 1763 hielt die Regierung es für angemessen, dafs 
die Kolonieen für den Schutz, den ihnen das Mutterland gewährte, 
auch zu Leistungen herangezogen würden: sie suchte den Schmug¬ 
gel zu unterdrücken und führte die Stempeltaxe ein (1765), liefs 
diese Steuer aber infolge der heftigen Erregung, die sie verur¬ 
sachte, wieder fallen. Ähnlich ging es mit der Einführung von 
Hafenzöllen auf Thee, Glas, Papier, Malerfarben u. dergl.; man 
gab sie auf und hielt nur an dem Zoll auf Thee fest (Lord Horth).1 2 
Sah der begonnene Streit auch aus wie ein Kampf ums Recht, 
in Wirklichkeit war er ein Kampf der Gewalt gegen die Gewalt. 
Im Dezbr. 1773 warfen mehrere als Indianer verkleidete Männer 
die Theeladung dreier Schiffe ins Meer; die Regierung antwortete 
mit der Schliefsung des Hafens von Boston und der Beschrän¬ 
kung der freien Verfassung von Massachusetts und fing ernstlich 
an zu rüsten und deutsche Truppen, besonders Hessen, ihren 
Landesherren abzukaufen (S. 66). Ein Kongrefs von Abgeordneten 
der Kolonieen trat zu Philadelphia zusammen. Der Krieg begann 
1775. An die Spitze des Kolonialheeres trat Georg Washing¬ 
ton, während Benjamin Franklin, der Erfinder des Blitzablei¬ 
ters, in London und Paris diplomatisch zu wirken suchte („Eripuit 
caelo fulmen sceptrumque tyrannis“). Am 4. Juli 1776 wurde 
die von Thomas Jefferson verfafste Unabhängigkeitserklärung 
von den Abgeordneten der 13 Kolonieen unterzeichnet; auf die 
natürlichen Menschenrechte der Gleichheit und Freiheit mit klu¬ 
ger Berechnung sich berufend, — was in dem gärenden Frank¬ 
reich mit vulkanischer Gewalt wirkte, — folgerte sie aus der 
Tyrannei Georgs III. — was so doch eine Unwahrheit war — 
1) Seit der Thronbesteigung des Hauses Hannover bildet das Handels¬ 
interesse den nahezu einzigen Gesichtspunkt der englischen Politik (Sir Robert 
"Walpole). 
2) Zur selben Zeit entstand in England gegen die Korruption der Regie¬ 
rung und der Unterhausmehrheit eine heftige Erregung, die ihren glänzendsten 
Ausdruck in den „Leiters of Junius“ fand, als deren Verfasser später Sir Phi¬ 
lipp Erancis nachgewiesen wurde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.