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Zehnte Abtheilung.
Religion und Religionögebräuche der Römer.
114.
Ursprung der Neligion der Römer. Ihre Wich--
tigkeit für den Staat.
^ie Römer hatten die wichtigsten Stücke ihrer Religion
von den Griechen und den Hetruskern entlehnt. Romulus
nahm aber von den griechischen Göttern nur Jupiter,
Mars, Vesta und einige Halbgötter an; die übrigen wur¬
den erst in der Folge ausgenommen. Niemand sah die Un¬
entbehrlichkeit der Religion zur Beherrschung eines Staates
besser ein als er. Ihm war sehr daran gelegen, daß sein
Volk glaubte, man müsse sich vor allen Dingen die Götter
günstig machen, weil Glückseligkeit schon auf Erden die ge¬
wöhnliche Wirkung ihres Schutzes sey. Darum baute er ihnen
Tempel, errichtete ihnen Altäre, stellte ihre Bildsäulen auf,
schmückte sie mit den Zeichen ihrer Macht, ordnete jedem
Gotte zu Ehren Feste, Opfer, heilige Gebräuche an. Nicht
minder verdient um die Religion machte sich sein Nachfolger,
Numa Pompilius, denn er wurde der Stifter der mei¬
sten nachherigen Religionsgebräuche.
Vom Anfang an suchten aber die römischen Regenten die
Ueberzeugung von dem Daseyn der Götter und den Volks¬
glauben an göttliche Anzeigen und Vorbedeutungen zu ihrem
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