Wertag der Buchhandlung des Waisenhauses in Kasse a. d. K.
Geschichtliches Lesebuch
für höhere Lehranstalten
von Dr. Friedrich Neubauer.
gr. 8. geh. Ji 1,20; geb. J6 1,60.
Das vorliegende geschichtliche Lesebuch ist zunächst für die erste Klasse der Lyzeen
Bestimmt; aber der Verfasser hofft, daß es auch den höheren Knabenschulen gute
Dienste tun wird, deren Zöglinge von unserer klastischen geschichtlichen Literatur gar
zu wenig Notiz nehmen. Für die Auswahl der Lesestücke war zunächst der Gesichts-
Punkt bestimmend, daß solche Ereignisse und Epochen behandelt würden, die für unsere
nationale Geschichte von besonderer Bedeutung sind, andererseits daß die ausgewählten
Abschnitte für die Auffassungsfähigkeit junger Leute, die erst lernen sollen Wissenschaft-
liche Abhandlungen zu lesen, nicht zu schwer wären. Ferner sollten dem Schüler eine
Reihe bedeutsamer Typen historischer Auffassung vorgeführt werden Er sollte kennen
lernen ebenso eine mehr über den Ereignissen stehende Betrachtungsweise wie
eine solche, die sich mit leidenschaftlicher Teilnahme in die Dinge selbst hinein-
versetzt, eine mehr kulturgeschichtliche Auffassung mtb erte, die in den Persönlichkeiten
den Gipfel des geschichtlichen Lebens sieht; die künstlerisch gestaltete Erzählung sollte
wechseln mit einer mehr raisonnierenden Darstellung, Abschnitte, deren Stärke in der
psychologischen Analyse liegt, mit solchen, die weite Ausblicke eröffnen.
Etwas mehr als die Hälfte des Büchleins bezieht sich ans die Geschichte des
19. Jahrhunderts Für diese Abschnitte wird das umstehend angezeigte „Quellenbuch
zur Geschichte des 19. Jahrhunderts" eine gute Ergänzung bilden.
Die Auswahl Neubauers ist durchaus nach glücklichen Gesichtspunkten erfolgt; es ist
ausgezeichnet, daß die verschiedensten Richtungen und Ausfassungen dem Schuler hier vorgeführt
werden; die Beziehung auf das Nationale, im engeren Sinne wieder auf das 19. Jahrhundert,
gibt den verschiedenen Stucken die Einheit. Richtig ist auch, daß dem Lehrer bei der Lektüre
eine gewisse Mitwirkung durch Erklärung von Einzelheiten, Erläuterung von Zeitverhältnissen
gesichert ist. So ist es ein erfreuliches neues Geschenk aus Neubauers bewährter Hand.
Jahresberichte über das höhere Schulwesen.
Neubauer führt in ben von ihm aus unseren größten Geschichtsschreibern ausgewählten
Abschnitten die Ereignisse und Epochen vor, die für unsere nationale Entwicklung von besonderer
Bedeutung sind, ohne daß die Darstellung für die Auffassungsfähigkeit junger Leute, die erst
lernen sollen, wissenschaftliche Abhandlungen zu lesen, zu große Schwierigkeiten böte. Ich
möchte das Büchlein in der Hand jedes Primaners sehen.
Zeitschrift für lateinlose höhere Schulen.
Das Buch wird, in rechter Weise benutzt, ersprießliche Dienste leisten
können. Pädagog. Jahresbericht.
Das Verlangen nach solchen Lesebüchern ist ja in den letzten Jahren immer stärker
hervorgetreten. Der Zweck des vorliegenden ist einmal, einzuführen in Werke hervorragender
deutscher Gefchichtsscyreiber; zum anderen sollen die Schüler und Schülerinnen bekannt gemacht
werden mit den verschiedenen Arten historischer Betrachtungsweife, wie sie sich ausprägt in
Forschern wie Ranke, Trcitschke, Lamprecht. Das Buch ist gewiß mit Nutzen zu verwenden
und geeignet, mitzuhelfen an einer Vertiefung der historischen Bildung unserer Jugend; denn
die Abschnitte find fast durchweg so interessant, daß in dem Leser das Verlangen nach dem
Ganzen erwachen wird, zumal wenn eine entsprechende Behandlung seitens des Lehrers
hinzutritt. Das Nippen an möglichst vielem sollte ancy auf dem Gebiet der historischen Literatur
vermieden werden, und der würde gewiß Neubauers Absicht verkennen, der sich zum Ziel
fetzte, alle Proben feinen Schülern oder Schülerinnen zu geben und in ihnen die Überzeugung
zu wecken, als ob sie nun wirklich etwas von historischer Forschung und Literatur verständen;
das Buch ift nicht ein Endziel, es will den Weg weisen zu ihm; und das kann es.
Frauenbildung.
Eine wunderschöne Auswahl aus der deutschen Geschichtschreibung des 19. Jahrhunderts.
Giesebrecht, Lamprecht, Freytag, Treitschke, Bnrckhardt, Ranke, Sybel, Lenz und Mareks —
alle sind sie vertreten! Aber was sind 18 Nummern für die ganze große Deutsche Geschichte!
Mindestens zwei solche Bündchen hielten wir für ersprießlich. Ist doch auch der Preis so,
daß man gut zwei Jahrgängen diese Ausgabe zumuten kann, die sich |ehr rentieren würde.
Jedenfalls eine sehr rühmliche und wirklich zeitgemäße Erscheinung.
Zeitschrist für Realschulwesen in Bayern.