Der Deutsch-Französische Krieg 1870—1871.
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schließlich die schwachen preußischen Truppen, sie zu räumen. Napoleon
war mit seinem Sohne selbst anwesend und sandte über den angeblichen
Sieg und das tapfere Verhalten des Prinzen prahlerische Berichte nach
Paris. Doch wagten die Franzosen nicht die Saar zu überschreiten,
sondern räumten den Ort bald wieder.
Die erste deutsche Armee, welche die Grenze überschritt, war die des WMenburg
Kronprinzen. Am 4. August griffen ihre Vortruppen, Bayern und
Preußen, die Stadt Weißenburg und den dahinter sich erhebenden
Geisberg an, die der General Douay mit wenig mehr als 6000 Mann
besetzt hielt. Der tapfere General hatte den verlorenen Posten nicht
räumen wollen; aber obwohl seine Truppen, unter denen sich auch
algerische Turkos befanden, unterstützt durch das zur Verteidigung
günstige Gelände, hartnäckigen Widerstand leisteten, wurde zuerst die
Stadt genommen und darauf auch der Geisberg, wenn auch unter starken
Verlusten,' erstürmt. General Douay fiel, seine Division wurde zer-
sprengt.
Als nun die kronprinzliche Armee in südwestlicher Richtung weiter
marschierte, trafen ihre Vortruppen am 6. August bei Wörth auf den 6 Wörths
Marschall Mac Mahon, der dort mit 50 000 Mann stand. Obwohl sie
in der Minderheit waren und der Feind auf einem nach Osten ab¬
fallenden Plateau eine sehr starke Stellung innehatte, begannen sie
sofort den Angriff. Allmählich verstärkten sich die Deutschen durch
Zuzug neuer Truppen; schließlich waren sie dem Feinde weit überlegen.
Die feindlichen Stellungen wurden nunmehr genommen. Vergeblich
opferte sich die französische Kavallerie; nachdem das Dorf Fröschweiler
erstürmt worden war, ergriffen die Feinde überall die Flucht. Der Sieg
hatte den Deutschen große Opfer gekostet, über 10 000 Mann an Toten
und Verwundeten. Aber die Armee Mac Mahons war aufgelöst; sie zog
sich in südwestlicher Richtung zurück und wurde dann nach dem Lager
von Chalons geführt, wo der Marschall ein neues Heer bildete.
An demselben 6. August waren Truppen der ersten und zweiten ©Mc&em
Armee in der Gegend von Saarbrücken auf das dort stehende französische6 Ju9uft
Armeekorps gestoßen und hatten es angegriffen, obwohl die Feinde
ihnen an Zahl überlegen waren und ihre Stellung auf den steilen Höhen
von S p i ch e r n außerordentlich günstig war. Mit größter Tapferkeit
gingen die Preußen vor; die Anhöhen wurden trotz der starken Verluste
erstürmt und Kanonen hinaufgeschafft; schließlich mußten die Franzosen
auf allen Punkten weichen/
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Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch, für Mädchensch. B. V. 10. Ausl. 6
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