Full text: Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts

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Die königl. Kinöer reisen morgen nach HTemel, und mir gehen nach, 
sobald es irgend geht . . . 
5. Januar. 
Ich reiste mit meinen Kammerfrauen bei einem entsetzlichen Wetter 
ab. Bei der ersten Station mußte ich liegen bleiben; Sturm und Regen 
waren so toll, daß die Pferde nicht weiter konnten. Die Königin reiste 
um 12 Uhr mittags ab mit der Viereck und ihrer Kammerfrau, der 
Schaden), und kam glücklich bis Kreuz. 
man sagte uns, die Franzosen seien schon bei Heilsberg. 
7. Januar. 
(Es war ein toller Sturm mit dichtem Schneegestöber, und der Weg 
dicht am Meere, ohne jeden Schutz gegen den Orkan, war überdies ganz 
abscheulich. Um 3 Uhr kam ich nach Schwärt, wo ich nach vieler Mühe 
und langem timherfahren endlich ein bescheidenes Unterkommen beim 
Schulmeister fand. Die Herrschaften kamen bald darauf auch an; der 
König schickte mir ein bißchen Bouillon; die Königin war trotz der großen 
Kälte ziemlich wohl. 
8. Januar. 
Ich hatte auf der Erde geschlafen, da kein Bett zu haben war, aber 
ich schlief doch ganz gut. Der König fuhr früh weiter; ich konnte erst um 
8 Uhr Pferde bekommen. Um 11 Uhr kamen wir am Haff an, stiegen 
in ein Boot und waren um 1 Uhr in Xltemel. 
Die Königin kam ganz zu Wagen und deshalb etwas später. Da kein 
Sessel da war, um sie aus dem Wagen die Treppe hinaufzutragen, so 
trug sie ein Bedienter auf dem Rrm, was mir weh tat mit anzusehen . . . 
Die Minister Stein und voß sind beide entlassen. 
10. Februar. 
Hm 7. und 8. ist denn wirklich eine sehr blutige Schlacht gewesen in 
der nähe von Erzlau, aber die Russen haben sich wieder zurückziehen müssen; 
es heißt allerdings geordnet und ohne Niederlage. (Ein ©ffizier brachte 
die Nachricht und sagte, die Franzosen hätten 12000 Mann verloren und 
die Russen nur 8000. Die alliierte Armee hat Wunder der Tapferkeit 
getan und 12 Hdler genommen. Hbends kam ein zweiter Offizier, der 
diese Adler nach Petersburg bringt, und einer derselben wurde der Königin 
gebracht. Das ist sehr schön und ehrenvoll, aber es ist doch kein Sieg . . . 
16. Juni. 
. . . Bennigsen hat die Schlacht bei Friedland am 14. verloren, Lestocq 
hat sich auf Labiau zurückgezogen. Die Königin war in Verzweiflung, 
der König ganz gebrochen, Hardenberg allein ruhig, aber auch sehr 
gebeugt . . . 
26. Juni. 
heut war ein sehr trauriger Tag für die Königin, aber auch für mich 
und alle, die ihr Vaterland lieben. (Es hat eine Zusammenkunft der drei
	        
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