Full text: Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts

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glückselig. (Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie 
es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Welt¬ 
zustände ein, und es soll eine andere Grdnung der Dinge werden, da die 
alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt, 
mir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, 
der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf, wir sind mit der¬ 
selben nicht fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. Das sieht niemand 
klarer ein, als der König. Noch eben hatte ich mit ihm darüber eine lange 
Unterredung, und er sagte, in sich gekehrt, wiederholentlich: „Das mutz 
auch bei uns anders werden." 
Ruch das Beste und Überlegteste mißlingt, und der französische Kaiser 
ist wenigstens schlauer und listiger, Wenn die Russen und die Preußen 
tapfer wie die Löwen gefochten hatten, mußten wir, wenn auch nicht 
besiegt, doch das Feld räumen, und der Feind blieb im vorteil, von 
ihm können wir vieles lernen, und es wird nicht verloren sein, was er 
getan und ausgerichtet hat. (Es wäre Lästerung zu sagen, Gott sei mit 
ihm; aber offenbar ist er ein Werkzeug in des Allmächtigen Hand, um 
das Alte, welches kein Leben mehr hat, das aber mit den Kußendingen 
fest verwachsen ist, zu begraben. 
Gewiß wird es besser werden,- das verbürgt der Glaube an das voll¬ 
kommenste Wesen. Aber es kann nur gut werden in der Welt durch die 
Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser Napoleon Bonaparte 
fest und sicher auf feinem, freilich jetzt glänzenden Thron ist. Fest und 
ruhig ist nur allein Wahrheit und Gerechtigkeit, und er ist nur politisch, 
das heißt klug, und er richtet sich nicht nach ewigen Gesetzen, sondern nach 
Umständen, wie sie nun eben sind. Dabei befleckt er feine Regierung mit 
vielen Ungerechtigkeiten. (Er meint es nicht redlich mit der guten Sache 
und mit den Menschen. (Er und sein ungemessener (Ehrgeiz meint nur sich 
selbst und sein persönliches Interesse. Man muß ihn mehr bewundern, 
als man ihn lieben kann. (Er ist von seinem Glück geblendet, und er 
meint alles zu vermögen. Dabei ist er ohne alle Mäßigung, und wer 
nicht Maß halten kann, verliert das Gleichgewicht und fällt. 
Ich glaube fest an Gott, also auch an eine sittliche Weltordnung. 
Diese sehe ich in der Herrschaft der Gewalt nicht; deshalb bin ich der 
Hoffnung, daß auf die jetzige böfe Seit eine bessere folgen wird. Diese 
hoffen, wünschen und erwarten alle bessern Menschen, und durch die Lob¬ 
redner der jetzigen und ihres großen Helden darf man sich nicht irre machen 
lassen. Ganz unverkennbar ist alles, was geschehen ist und geschieht, nicht 
das Letzte und Gute, wie es werden und bleiben soll, sondern nur die 
Bahnung des Weges zu einem bessern Ziele hin. Dieses Ziel scheint aber 
in weiter Ferne zu liegen; wir werden es wahrscheinlich nicht erreicht 
sehen und darüber hinsterben. Wie Gott will! Alles, wie er will! Aber 
ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief 
in meiner Seele liegt. Ist doch alles in der Welt nur Übergang! Doch 
mir müssen durch! Sorgen wir nur dafür, daß wir mit jedem Tage reifer 
und besser werden.
	        
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