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weil er ein Fremder war. „Er soll uns nicht zur Last 
fallen," sagten die Bauern; „in vierzehn Tagen muß er zum 
Dorf hinaus!" 
„Ich weiß nirgends hin," antwortete Hansjörg; „doch 
zur Last will ich keinem fallen. Jetzt ist die Not am höchsten." 
Darauf schrieb er an den Kaufmann in der Stadt: 
„Sendet mir dreihundert Mark von meinem Kapital; denn 
ich bin alt und schwach und von meinen Kindern habe ich 
schon seit vierzehn Jahren nichts vernommen; sie leben nicht 
mehr, ich folge ihnen bald in die Ewigkeit!" 
Nicht lange darauf, an einem schönen Sonntagabend, 
saß der Greis mit einigen Bauern vor dem Wirtshause unter 
der alten, blühenden Linde. Hui! kommt wie ein Wetter ins 
Dorf gesprengt ein Bedienter zu Pferde, in roten Scharlach 
gekleidet, mit silbernen Tressen daran. Er hielt vor dem 
Wirtshause still und fragte mit lauter Stimme: „Wohnt hier 
im Dorfe der Herr Hans Georg Schmid?" 
Die Bauern verwunderten sich und sprachen: „Ja frei¬ 
lich, er trinkt sein Schöppli unter der alten Linde." 
Da drehte der Bediente das Roß um und ritt schnell 
wieder zurück. Und die Bauern gingen alle zu Hansjörg 
und erzählten, was sie gehört und gesehen hatten, und rieten 
hin und her, was es bedeuten könne. 
Siehe, da kamen zwei prächtige Kutschen ins Dorf und 
hielten vor der Wohnung des Hansjörg still. Daun stiegen 
drei junge Herren und zwei schöne Frauenzimmer in reichen 
Kleidern heraus und alle sielen mit offenen Armen dem 
alten Hansjörg an den Hals, der nicht wußte, wie ihm 
geschah. „Vater, kennt Ihr uns nicht?" ries der älteste, „ich 
bin Euer Peter und dermalen ein Spezerei- und Gewürz¬ 
händler in Warschau und dieses Frauenzimmer ist meine 
Frau!" 
Darauf sprach der zweite Herr: „Und ich bin Euer 
Gabriel und dies ist meine Frau und ich habe bisher großen 
Kornhandel in Warschau getrieben." — Nachher sprach der 
dritte: „Und ich bin Euer Veit und komme aus Ostindien, 
wohin ich dreimal mit allerlei Waren reiste; ich habe aus 
den Zeitungen den Aufenthalt meiner Brüder erfahren und 
wir ein Landgut bei Warschau gekauft. Nun kommen wir 
und wollen Euch mit uns nehmen und Euer im Alter pflegen." 
Da weinte der arme Hansjörg Freudentränen am Halse 
seiner vielgeliebten Kinder und segnete sie und ihre Weiber.
	        
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