Full text: Mittelalter und neue Zeit bis zum Westfälischen Frieden (Bd. 1)

§ 14. Karl der Große (768—814). 
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§ 14. 
Karl der Große 768—814. 
I. Karls des Großen allgemeine Bedeutung. 
An Kart dem Großen (Carölus Magnus, Charlemagne) ist das 
ehrende Beiwort gleichsam zum Namen geworden oder vielmehr mit dem 
eigentlichen Namen zu einem einzigen Begriffe verschmolzen. Ungewöhn- 
liche Größe war der Grundzug seines Wesens und Strebens: groß war 
er von Gestalt, groß als Feldherr und Eroberer, groß als Herrscher 
und Staatsmann, groß als Denker und Bildner seines Volkes. 
Er begann seine Laufbahn als König der Franken und fränki- 
schen Romanen, erhob sich durch planvolle Kriegsthaten zum Herrn 
und König aller Germanen, die er, wie unter einem Scepter, so 
unter einer Kultur vereinigte, und stieg zuletzt als Kaiser und Schirm- 
Herr des ganzen christlichen Abendlandes zur höchsten Stufe 
fürstlichen Ansehens empor. Was immer er sich als Aufgabe gesetzt, 
das führte er durch Ausdauer zu Ende; was er errungen, das befestigte 
er durch gute Einrichtungen. Auf seine Person und seinen Ruhm haben 
von jeher Deutschland, Frankreich und Italien gleichen Anspruch gemacht. 
Wie kein anderer ist er auch der gemeinsame Held ihrer Sage geworden. 
Karts Aamitie. In Geschichte und Sage wohl bekannt sind Karls Mutter 
Bertrada oder Bertha, seine zweite Gemahlin Hildegard (eine Alamannin), seine 
Schwester Bertha (die Gemahlin Milons und Mutter Rolands), seine Töchter 
Bertha und Emma, die er mit zwei bevorzugten Freunden niederen Standes 
(dem gelehrten Engelbert und dem Baumeister und Geschichtschreiber Einhard) 
vermählt haben soll. Bon seinen drei Söhnen überlebte ihn nur der jüngste, 
Ludwig der Fromme. 
II. Karls Kriege und (Eroberungen. 
Karl ber Große hatte in Verfolgung seiner hohen Ziele fast bis an 
sein Lebensende eine lange Reihe schwerer Kriege zu bestehen: gegen 
die Sachsen, Langobarden unb Bauern, gegen bie Araber und 
gegen bie Avaren, gegen bie Slaven 'und gegen die Dänen. Un¬ 
erschütterliche Beharrlichkeit führte ihn überall zum Siege. Im letzten Jahr¬ 
zehnt seiner Regierung beherrschte ber mächtige Frankenfürst ein Reich, bas 
vom Ebro bis an bie Theiß unb von ber Eiber bis an ben Tiber reichte. 
1- I>er Sachsenkrieg (772—804) gestaltete sich in seinem lang¬ 
wierigen Verlaufe zur schwersten unb blutigsten aller kriegerischen Unter¬ 
nehmungen Karls bes Großen. Über 30 Jahre bauerte es, bis auch 
dieser letzte germanische Stamm bezwungen und zugleich bem Christentum 
gewonnen würbe.
	        
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