Full text: Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Bd. 2)

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§ 100. Blüte der Tonkunst. 
1. Eine Art Vorstufe ihrer höchsten Ausbildung erreichte die Ton- 
dichtung durch zwei auf sächsischem Boden erstandene Komponisten, durch 
Bach und HändZel, von denen sich der erstere mit Vorliebe auf dem Ge- 
biete der evangelischen Kirchenmusik, der letztere auf dem des biblischen Ora- 
torinms bewegte. 
a) Johann Sebastian Mach (aus Eisenach gebürtig, Musikdirektor und 
Kantor an der Thomasschule in Leipzig und daselbst 1750 verstorben) war Meister 
des Klavier- und Orgelspiels und der Choralmusik. Zu seinen Hauptwerken ge- 
hören die „Matthäuspajsion" und die „Hmoll-Mesfe" (letztere dem 
katholischen Hof seines Kurfürsten und Königs August III. zugedacht). 
b) Georg Friedrich Kündet (gebürtig aus Halle das damals schon zu 
Brandenburg gehörte, aber frühzeitig in hannöverischen Dienst übergetreten) war 
über vierzig Jahre Musikdirektor in London am Hofe Georgs I. und Georgs II. 
Dortselbst starb er 1759 und wurde zum Ausdrucke höchster Ehrung in der West- 
minsterabtei beigesetzt. Er ist besonders angesehen als Schöpfer großer Oratorien 
erhabenen Stils; als die vorzüglichsten derselben gelten „Messias" und 
„Judas Makkabeins". Minderen Gehaltes sind seine zahlreichen, heutzutage 
vergessenen Opern. Die Engländer zählen, nicht ohne einiges Anrecht, Händel als 
den größten Komponisten ihrer Nation. 
2. Die klassische Aper wurde zu ihrer vollen Entfaltung geführt durch 
die beiden Tondichter Gluck und Mozart. 
a) Christoph Gluck (geboren zu Weidenwang bei Derching in der Ober¬ 
pfalz, ausgebildet in Italien, später in Wien und Paris am Hofe seiner Schülerin 
und Gönnerin Marie Antoinette thätig, gestorben 1787 in Wien) brachte die ernste 
Oper zu höherer Ausbildung, indem er ihr edlen musikalischen Wert und zugleich 
dichterisch-dramatischen Inhalt verlieh. Seine bedeutendsten Werke sind: Orpheus 
und Eurvdice, Alceste, Armida, Iphigenie in Aiulis und Iphigenie 
in Tauris. 
b) Wolfgang Amadeus Mozart (geboren 1756 in Salzburg, bereits als 
sechsjähriger Knabe Künstler im Violin- nnd Klavierspiel und seitdem viel ge- 
reist) lebte seit ,1778 in Salzburg, vorübergehend auch in München und zuletzt 
in Wien, wo er schon 1791 starb, nicht ganz 36 Jahre alt, nachdem er eben 
Kapellmeister bei St. Stephan geworden war. Er war auf sämtlichen Gebieten 
der Musik hervorragend und von erstaunlicher Fruchtbarkeit. Seelenvolle Anmut 
und perlende Klarheit zeichnen seine Werke vor allen anderen ans. Die höchste 
Meisterschaft erreichte er in seinen Symphonien und in seinen sieben (späteren) 
Opern: Jdomeneo (1781), Entführung ans dem Serail, Figaro, 
Don Juan (1787), Cosi fan tutte, Titus und Zauberflöte (1791); 
noch aus seinen letzten Lebenstagen stammt das „Requiem". Er hinterließ 
über 600 Tonwerke. 
3. Die klassische Instrumentalmusik ist vor und neben Mozart Haupt- 
sächlich durch Haydn und späterhin durch dessen Schüler Beethoven aus- 
gebildet worden. 
a) Joseph Kaydn, geboren in Niederösterreich 1732, war 30 Jahre Haus- 
kapellmeister bei den ungarischen Fürsten Esterhazy; im Jahre 1790 und nochmal 
1794 siedelte er auf Einladung für längere Zeit nach London über, lebte aber
	        
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