Full text: Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Bd. 2)

218 § 144. Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm I. 1871—1888. 
Kriegsmarine. Zugleich suchte der Kaiser ein gutes Einvernehmen mit den großen 
Nachbarstaaten zu unterhalten, was 187-2 zum „T r e i k a i s e r b ii n d n i s Zwischen 
Deutschland, Osterreich und Rußland führte 
WÜ sich aber späterhin (seit 1878) die guten Beziehungen zu Rußland trübten, 
brachte Bismarck eine engere Verbindung Deutschlands mit Österreich 1879) und 
mit Italien (1883), den sogenannten Dreibund. zu stände, welcher vornehmlich 
dazu beigetragen hat, den europäischen Frieden zu erhalten. Zugleich ward hie- 
durch die allseitig so willkommene Aussöhnung mit dem stammverwandten Öster¬ 
reich hergestellt. Andererseits hatte diese neue Staatengruppierung eine Annäherung 
zwischen Frankreich und Rußland zur baldigen Folge (Zweibund). 
2. J)er Berliner Kongreß 1878. Von dem hochgestiegenen An- 
sehen, welches Deutschland rasch gewonnen, zeugt unter anderem der Um- 
stand, daß der orientalische Krieg, den Rußland 1877/78 gegen die 
Türkei geführt hatte, seinen Austrag auf einem Kongresse zu Berlin 
fand. Dieser setzte Mer Bismarcks Vorsitz für die Länder an der 
unteren Donau die bis heute bestehenden Besitzverhältnisse fest. 
Rußland erhielt Bessarabien, Rumänien die Dobrudscha. Österreich Bosnien 
und die Herzegowina; Rumänien und Serbien wurden unabhängige Königreiche; 
neugeschaffen wurde das Fürstentum Bulgarien. Außerdem erhielt England die 
Insel Cypern. Griechenland Thessalien und das südliche Epirus (von der 
Türkei endgültig erst 1881 abgetreten). Ägypten kam 1882 unter englische „Ver- 
waltung". , . 
3. Per Weltpostverein. Im gleichen Jahre 1878 kam durch die vermeng 
vollen Bemühungen des deutschen Generalpostmeisters Heinrich von Stephan der 
Weltpostverein zu stände, dem zufolge heutzutage die Post aller Länder der Erde nach 
gemeinsamen Vereinbarungen befördert wird. 
4. Begründung deutscher Kolonien. Seit dem Jahre 1884 
ist Deutschland auch in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten (Afrika- 
oder Kongokonferenz in Berlin 1885 unter dem Vorsitze Bismarcks). 
Von da an machte die Entwicklung der deutschen Seemacht durch stetige 
Mehrung der Handels- wie der Kriegsflotte raschere Fortschritte^. 
Deutschland erwarb überseeische Besitzungen sowohl in Afrika (Kamerun,. 
Deutsch-Südwestafrika mit Augra-Pequeua und Deutsch-Ostafrika) als auch in 
Australien (Kaiser-Wilhelmsland. Bismarck-Archipel und Salomons-Inseln), 
zusammen ein Gebiet von der dreifachen Größe des Deutschen Reiches mit einer 
Bevölkerung von etwa 7 Millionen. Freilich sind diese jungen Kolonien für den 
Anfang noch wenig ergiebig. Über die Erwerbung von Helgoland und von 
Kiautschau vgl. S. 225, Abs. 5. 
5. Kirchenpolitische Gesetze. Während des Jahres 1870 war in 
Rom das Vatikanische Konzil versammelt gewesen. Dasselbe hatte (am 
18. Juli) die Unfehlbarkeit des Papstes in Glanbenssachen als Lehrsat» 
der katholischen Kirche ausgesprochen. Infolgedessen trennten sich (unter 
Führung des Professors Dölliuger in München) die Gegner jener Lehre 
von der Hauptkirche und nannten sich Altkatholiken. Der diesen _ge=^
	        
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