86 II- Zeitalter Friedrichs des Großen. Die Erhebung Preußens zur Großmacht.
Humane deutsche diesen Fürsten gehörten Karl und Karl Wilhelm Ferdinand von
Fürsten. Braunschweig, Friedrich August III. von Sachsen, Karl August
von Weimar, Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Karl Friedrich
von Baden, Maximilian Joseph von Bayern u. a.. während der
Fürstliche tyrannische Herzog Karl Eugen von Württemberg erst 1778, nachdem
Mißwirtschaft. er 34 c*Qhre t,om Schweiß seines Volkes gepraßt, seinem Volke eine ge¬
rechte Regierung gelobte, Karl Theodor mit seinem trägen Wohlleben in
Bayern nur die Korruption förderte und Friedrich von Hessen die
Prachtbauten in und bei Kassel (Wilhelmshöhe) mit dem Blutgelde, das
er für seine in englische Kriegsdienste verkauften Unterthanen erhielt, be¬
zahlte. Vergebens erhob Friedrich d. Gr. gegen diesen von vielen deutschen
Fürsten betriebenen Menschenhandel, der sich aus der für Geld erteilten
Erlaubnis zur Söldnererwerbung entwickelt hatte, seine Stimme.
Tüchtige geist- Selbst eine Anzahl geistlicher Kurfürsten und Bischöfe wie
l'che Fürsten Emmerich Joseph von Mainz, die beiden Maximiliane in Köln, Franz
Ludwig von Erthal in Würzburg und Bamberg, Franz von Fürstenberg
in Münster u. a. regierten im Sinne der Aufklärung. Aber alle diese
Versuche geistiger und wirtschaftlicher Hebung des Volks führten zu nichts
Großem, da es völlig an Zusammenhang fehlte.
Anderswo gewann besonders an Höfen wie an dem Friedrich Wilhelms II.,
Mystik und wo Sittenverfall sich mit Frömmelei verband, eine unlautere Mystik
Okkultismus. Boden (Jlluminatentum, Rosenkreuzerorden), oder man suchte, wo die
Prunksucht und Schwelgerei allzugroße Schulden aufgehäuft hatte, Hülfe bei
den Alchymisten und Goldmachern.
§ 12. Die Entwicklung in den übrigen europäischen Staaten.
Versuch einer Zug der Aufklärung durch Europa. Der Zug der Aufklärung
^fEvon ging |n der Mitte und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch
fast ganz Europa. In fast allen absolutistisch regierten Staaten veranlaßte
sie wegen des geistigen, wirtschaftlichen und sittlichen Niedergangs des in
Unwissenheit und hartem Herrendienst gehaltenen niederen Volks die Re¬
gierungen zu energischen Reform versuchen. Bedeutende Minister traten
auf, erhielten freien Spielraum und suchten durch eine Reihe von Reformen
das Volk zu neuem Leben zu erwecken. So wirkte auf fast allen Gebieten
des öffentlichen Lebens in Portugal der thatkräftige Marquis von Pombal
(1750—77), in Spanien der Graf von Aranda, in Neapel und Sizilien
der streng rechtliche Marquis Tanucei, in dem seit 1713 österreichischen
Mailand der edle Statthalter Graf Firmian. Pombal erkannte zuerst,
daß die Wurzel des Übels in dem verdummenden Einfluß des reichen,
Kampf gegen mächtigen und herrschsüchtigen Jesuitenordens liege. Er zuerst unter-
be\rbentten uahm den gewaltigen Kampf gegen ihn und vertrieb ihn aus Portugal
(1759); aus Spanien verjagte ihn Aranda 1767; in demselben Jahre Ta-
nucci aus Neapel, während er aus Frankreich dnrch den Herzog von Choiseul
Seine Auf- ^Dn 1764 verwiesen war. Endlich erreichten die bourbonischen Höfe
hebüng 1773. beim Papste Clemens XIV. (Ganganelli) die Aufhebung des Jesuiten-