200 Tod Wilhelms I. Friedrich III. — Wilhelm II. § 103 f.
Eine Ansiedlungskommission betrieb (seit 1886) den Ankauf und die
Besiedlung polnischer Güter zur Hebung des Deutschtums;
100 Millionen Mark waren der Regierung zu diesem Zwecke zur
Verfügung gestellt.
g) Tod Wilhelms I. Bis ins höchste Greisenalter betätigte
Wilhelm I. die Fähigkeit, auch in neue Aufgaben sich hineinzuleben,
und widmete sich unermüdlich den Regierungsgeschäften, ein wahr-
hafter Vater des Vaterlands, ein Herrscher von schlichter Größe, der
durch seine Taten die Bewunderung der Welt, durch seine Herzens-
Wilhelms i 9üte die Liebe des Volkes gewonnen hatte. Er starb am 9. März
o. mti lese 1888. „Die heldenmütige Tapferkeit" — so sagte an diesem Tage
Bismarck vor den Vertretern des deutschen Volkes —, „das nationale
hochgespannte Ehrgefühl und vor allen Dingen die treue, arbeit-
same Pflichterfüllung und die Liebe zum Vaterlande, die
in unserem dahingeschiedenen Herrn verkörpert waren, mögen sie ein
unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein!" Später äußerte Bismarck
im Reichstage: „So hochgefürstet ist noch kein Monarch gewesen,
daß alle Völker der Erde, ohne Ausnahme, ihre Trauer am Sarge
zu erkennen gegeben haben."
§ 103. Kaiser Friedrich (III).
Kaiser Fried- Kaiser Friedrich (III.), der einst durch seine echt germanisch-
m i5. Qun? reckenhafte Erscheinung sowie durch seine Begeisterung für alles Edle
und Schöne die Herzen gewonnen hatte, war etwa ein Jahr vor des
Vaters Tode von Kehlkopfkrebs befallen worden. Nur 98 Tage ver-
mochte er unter Qualen die Kaiserwürde zu tragen, bis er, ein helden¬
hafter Dulder, am 15. Juni 1888 erlöst wurde.
§ 104. Die wichtigsten Ereignisse aus der Zeit
Wilhelms II.
1. Regierungsantritt und Persönlichkeit Wilhelms II.
Wilhelm li.-W ilh elm II., 27^ Januar 1859 geboren, auf dem Gymnasium in
Kassel und auf der Bonner Universität vorgebildet, bewies vom
Beginn seiner Regierung an arbeitsame Pflichterfüllung und
regen Tatendrang auf allen Gebieten. Mit seiner Erklärung,
-Am