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Aus der Geschichte der Neuzeit.
Nach diesen Erfolgen trat Wallenstein mit seinen Plänen hervor.
Er beabsichtigte nichts Geringeres, als dem Kaiser die Herrschaft über das
Baltische Meer zu gewinnen und darauf von hier aus die Verbindung mit
der spanischen Macht zu suchen, und wurde vorn Kaiser zum General der
kaiserlichen Armada und des Baltischen und Ozeanischen Meeres ernannt.
Damit erreichte der Krieg die Ostseeküste. Christian IV. wurde von
Tilly und Wallenstein aus Holstein, Schleswig und Jütland vertrieben
und fand Schutz auf den dänischen Inseln; die Herzöge von Mecklenburg,
die den König unterstützt hatten, verloren ihr Land. Dies erhielt Wallen¬
stein; er unterwarf den Herzog von Pommern und forderte die Hansastädte
auf, ihm Schiffe zu stellen.
Das Erscheinen der kaiserlichen Macht an der Ostsee veränderte die
politischen Verhältnisse. Gustav Adolf, der im Kriege mit den seit Jahren
vom Kaiser unterstützten Polen stand, sah alle seine bisherigen Erfolge
bedroht, da Wallenstein eben damals seinen Feinden ein Heer zu Hilfe
sandte. Auch schien es, als ob der Sieg der kaiserlichen Waffen den
katholischen Mächten ein erdrückendes Übergewicht im Norden geben sollte.
Unter diesen Umständen gewann die Belagerung Stralsunds 1628
eine weltgeschichtliche Bedeutung. Stralsund, eine Natnrsestung, war zum
Stützpunkte der kaiserlichen Flotte ausersehen, weigerte sich jedoch, eine
kaiserliche Besatzung aufzunehmen; daher belagerte Wallenstein die Stadt,
mußte aber infolge der heroischen Tapferkeit der Bürger und schwedischer
Unterstützung nach viermonatiger Belagerung ohne Erfolg abziehn. Es
war der erste große Mißerfolg der kaiserlichen Waffen in dem ganzen
Kriege und wurde dessen Wendepunkt.
Mit Christian IV. wurde, da er auf den Inseln unangreifbar war,
1629 der Friede von Lübeck geschlossen. Er erhielt seine verlorenen
Länder zurück gegen das Versprechen, in den Krieg nicht mehr einzugreifen.
Kurz vorher hatte der Kaiser das Restitutionsedikt erlassen, nach
dem alle seit dem Passaner Vertrage säkularisierten Klöster und Kirchen¬
güter (darunter 2 Erzbistümer und 12 Bistümer) wieder zurückgegeben
werden sollten. Die Durchführung dieses Edikts, von dem Wallenstein
abriet, hätte einen großen Besitzwechsel im nördlichen Deutschland herbei¬
geführt und erregte natürlich großen Widerspruch.
So mußte Ferdinand den Klagen der Fürsten, die durch ein kaiser¬
liches Heer ihre „ßibertät" bedroht sahen, nachgeben und ihn 1630 auf
dem Kurfürstentage zu Regensburg abberufen; das Heer trat unter Tillys
Oberbefehl. Die Durchführung des Restitutionsediktes mußte verschoben
werden.
tz 118. Der Schwedische Krieg. Kurze Zeit darauf brach der Krieg
von neuem aus, als Gustav Adolf, von politischen sowie von religiösen
Gründen geleitet, den deutschen Boden betrat. Er hatte bisher mit bestem
Erfolge an der Verwirklichung des Plans gearbeitet, Schweden durch die