Der Sturz Preußens.
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übernahm. Sie nannten sich Fürsten des „Rheinbundes".' Zu ihnen
gehörten vier Kurfürsten und zwölf Fürsten des südlichen und westlichen
Deutschlands: die Könige von Bayern und Württemberg, die Großherzöge
von Baden, Hessen-Darmstadt und Kleve-Berg, der Herzog von Nassau u. a.
Der Erzbischof von Mainz, Fürstprimas Freiherr von Dalberg, Groß-
herzog von Frankfurt, hatte die Verhandlungen des Bundes in Frank-
furt als Stellvertreter Napoleons zu leiten. Für die Besteuerung ihrer
Untertanen, die Aushebung von Truppen, Gesetzgebung und Gerichtsbar-
keit erhielten die Mitglieder volle Souveränität in ihren Staaten, dagegen
mußten sie sich verpflichten, eine bestimmte Truppenmacht (bis 63 000 Mann)
für Napoleon beständig bereitzuhalten. Neue Säkularisationen und Mediati-
sierungen (die Ritterorden Augsburg und Nürnberg kamen unter anderen
in Betracht) wurden ihnen zugestanden.
Am 6. August desselben Jahres legte Franz II., der bereits 1804
die Kaiserwürde auf die österreichischen Erbstaaten übertragen
hatte, die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches deutscher
Nation nieder. Das Reichskammergericht und der Reichstag wurden
abgeschafft.
Auf das deutsche Volk machte dieses unwürdige Ende eines sast
tausendjährigen Reiches wenig Eindruck. Nationaler Geist regte sich
damals nur in einzelnen, die offen Widerspruch gegen die neuen Zustände
erhoben. Ernst Moritz Arndt schrieb in Greifswald die ersten Bände
feines „Geist der Zeit". Im August 1806 wurde der Nürnberger Buch-
Händler Palm in Braunau erschossen, Weiler sich weigerte, den Verfasser
der in seinem Verlage erschienenen Schrift „Deutschland in seiner tiessten
Erniedrigung" zu nennen.
Der Sturz Preußens.
§ 69. Der Vertrag zu Schönbrunn. Friedrich Wilhelm III. wollte
solange wie möglich die Neutralität, die Preußen seit dem Jahre 1795
beobachtet hatte, aufrechterhalten. In dem großen Kampfe zwischen
Frankreich und England, an dem die beiden Ostmächte teilnahmen, hatte
Preußen kein Interesse, für den einen oder den anderen seine Kräfte ein-
zusetzen, und zwar um so weniger, als sich der preußische Handel dank
der Neutralität seiner Flagge in glücklichster Weise entwickelt hatte.
Freiwillig durfte der Staat aus dieser Stellung nur dann heraustreten,
wenn ein großer Gewinn, etwa die Verschmelzung der kleineren Staaten
Norddeutschlands mit seinem Gebiete oder wenigstens ihre Einigung zu
einem festen Bunde unter seiner Führung, für ihn in sicherer Aussicht
stand. Es fehlte nicht an offenen und geheimen Bemühungen, zumal
von englischer und russischer Seite, um Preußen zur Parteinahme zu be-
wegen, aber sie scheiterten an der Geschicklichkeit, womit das Berliner
Kabinett ihnen auswich.
Als sich der Krieg im Jahre 1805 Preußens Grenzen näherte, schien
der Augenblick gekommen zu sein, wo es nicht mehr neutral bleiben konnte,