Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

120 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte. 
eine Stellung zwischen der Saale und Eisenach ein. Ohne Preußens 
Forderungen einer Antwort zu würdigen, zog Napoleon die Truppen, 
die er nach dem letzten Feldzuge in Süddeutschland zurückgelassen hatte, 
am oberen Main zusammen und überschritt bei Hof den Thüringer Wald. 
Am 10. Oktober wurde die Vorhut des Fürsten Hohenlohe unter dem 
Befehle des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, der in dem Ge- 
fechte sein Leben verlor, bei Saalfeld vollständig geschlagen und aus- 
einaudergespreugt. In Eilmärschen erreichte die Spitze der französischen 
Armee Naumburg. Auf diese unglücklichen Nachrichten hin befahl der 
Herzog, den Rückzug anzutreten, den der Fürst Hohenlohe bei Jena decken 
sollte. Unvermutet wurden beide Armeen am 14. Oktober angegriffen. 
Französische Kolonnen, bei denen sich der Kaiser selbst befand, hatten den 
Landgrafenberg bei Jena erklommen. Als im Nebel des Herbstmorgens 
die Preußen gegen diesen vorrückten, entspann sich bei dem Dorfe Vier- 
zehnheiligen ein heftiger Kampf. Am Nachmittage war sowohl die Armee 
Hohenlohes als auch das Korps Nüchels, das zu ihrer Unterstützung 
herangezogen worden war, zurückgeworfen, und beide gingen in voller 
Auflösung zurück. Hinter Weimar gerieten die flüchtenden Scharen in 
den Rückzug der Hauptarmee hinein. 
Diese war, nachdem sie aus Auerstädt aufgebrochen war, bei dem 
Dorfe Hassenhausen ans das Korps des Marschalls Davoüt gestoßen. 
Bei Beginn der Schlacht wurde der Herzog von Braunschweig tödlich ver- 
tomriet. Am Nachmittage befahl der König den Rückzug, der am Abend 
und in der Nacht in zunehmender Verwirrung ausgeführt wurde. Die 
Trümmer der preußischen Armee suchten Magdeburg zu gewinnen. Schon 
am 27. Oktober zog Napoleon in Berlin ein. 
Das preußische Heer war der neuausgebildeten Taktik der Franzosen 
erlegen. Unter Friedrich dem Großen hatte das Heer in Schlachtordnung 
eine einzige Linie gebildet, die gleichzeitig zum Stoße gegen den Feind 
vorgeführt worden war. Seitdem war zwar an der Vervollkommnung 
der hierzu notwendigen Bewegungen gearbeitet worden, aber das Heer 
war gleichsam eine lebendige Maschine geworden, die mit größter Punkt- 
lichkeit arbeitete; jeder Offizier und jeder Mann hat^e seinen festen Platz, 
an den er gebunden war. In Frankreich war eine beweglichere Art 
der Kriegführung angenommen und durch Napoleon zur größten Voll- 
kommenheit gebracht worden. Jeder einzelne Teil des Heeres und jeder 
Befehlshaber bis zum untersten herab war selbständig gemacht worden, 
sollte nach eigener Einsicht handeln und zweckmäßig in das Gefecht em- 
greifen. Dieser Beweglichkeit und Selbständigkeit war das alte preußische 
Heer bei mangelhafter Oberleitung in den entscheidenden Stunden erlegen. 
Schlimmer als die Niederlage selbst waren ihre Folgen. Am 27. Ok¬ 
tober streckte der Fürst von Hohenlohe übereilt mit dem Reste semer Armee 
bei Prenzlan in freiem Felde vor den Reitern Mnrats die Waffen. Der 
General Blücher, dessen kleiner Trnppenabteilnng York nnt semem 
Jägerregiment und Scharnhorst sich angeschlossen hatten, rettete dte Ihre
	        
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