Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

Die deutsche Frage. 
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§ 104. Der Krimkrieg. (1853—1856.) Seit der Zeit Peters des 
Großen blieb es das Ziel der russischen Politik, ihre Macht nach Süden 
auf Kosten der Türkei auszudehnen. Wenig befriedigt von dem Ergebnis 
des Friedens zu Adrianopel, versuchte Nikolaus I. 1853 einen Schritt 
vorwärts zu tun. Er sah sich aber bald genötigt, seine Forderungen 
gegen die Westmächte durchzukämpfen, und sein Sohn Alexander II. 
mußte sie schließlich nach einem verlustreichen Kriege vorläufig aufgeben. 
Den Vorwand zum Kriege bot die Lage der griechischen Christen; 
Nikolaus forderte die Schutzherrschaft über sie in dem ganzen Bereiche 
der Türkei. Als die Pforte ablehnend antwortete, überschritt ein russisches 
Heer den Prnt und besetzte die Fürstentümer. 
Da die Türkei auf den Beistand von England und Frankreich 
rechnen konnte, erklärte sie den Krieg. Nach den ersten Schlachten 
griffen die Westmächte, die sich verbündet hatten, ein; sie richteten an 
den Kaiser die Aufforderung, die Fürstentümer zu räumen, und erklärten 
auf ferne Weigerung den Krieg (1854); als dann auch Österreich nach 
der Landung englisch-französifcher Truppen südlich der Donaumündungen 
sich den Westmächten anschloß, ließ Nikolaus die Fürstentümer räumen. 
Der Krieg zog sich nach der Halbinsel Krim; hier landete ein 
englisch-sranzösisches Heer und belagerte nach dem Siege an der Alma die 
Festung Sewastopol, die unter Totlebens Leitung neu befestigt wurde. 
Ein russisches Entsatzheer wurde bei Jukermau zurückgeschlagen. Da 
Österreich Truppen an der russischen Grenze zusammenzog, mußte Ruß- 
land zur Abwehr des hier drohenden Angriffs eine Armee in Bereit- 
fchaft stellen, die ihm im Süden fehlte. Den Verbündeten schloß sich 
König Viktor Emannel von Sardinien an, der 15000 Mann zur 
Belagerungsarmee stoßen ließ. Nur Preußen beobachtete strenge Neu- 
tralität. 
Im März 1855 starb Nikolaus I., sein Sohn Alexander II. folgte 
ihm. Der Thronwechsel übte zunächst keinen Einfluß auf die Krieg- 
führuug aus. Erst nach fast einjähriger Belagerung konnte das englisch- 
französische Heer einen Teilerfolg erfechten. Die Franzosen erstürmten 
den Malakowturm, die Engländer den Redan, den sie noch an dem- 
selben Tage wieder verloren. Darauf räumte das russische Heer Se- 
wastopol. 
Im März 1856 wurde der Friede zu Paris geschlossen. Ruß- 
land gab seine Forderungen und Eroberungen in Kleinasien und einen 
Teil Beffarabieus auf; Sewastopol erhielt es zurück. Die griechischen 
Christen sollten den Mohammedanern gleichgestellt werden; die Donau- 
fürstentümer Walachei und Moldau wurden 1859 zu einem Fürsten¬ 
tum Rumänien vereinigt, (seit 1881 ist es Königreich, feit 1866 unter 
Karl von Hohenzollern-Sigmaringen). 
Der Krimkrieg gab Napoleon die führende Stellung in 
Europa.
	        
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