182 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte.
des Bundes zuwiderlaufe und Preußen den bisherigen Bundesvertrag
hierdurch für gebrochen ansehe und ihn als erloschen betrachte, und
verließ nach dieser Erklärung die Versammlung. Gleichzeitig teilte die
preußische Regierung den europäischen Mächten mit, daß der bisherige
Deutsche Bund am 14. Juni aufgehört habe zu bestehen. Hierauf
begannen die offenen Feindseligkeiten.
Die Gruppierung der deutschen Staaten. Zu Österreich
hielten die größeren Bundesstaaten, Sachsen, Hannover, Bayern
und Württemberg, ferner Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Baden,
Nassau, Meiuiugen, während auf feiten Preußens nur Mecklenburg,
Oldenburg, die thüringischen Herzogtümer und die kleinen, von
preußischen Gebieten ganz umschlossenen Staaten standen. Konnte Oster-
reich allein fchon ein größeres Heer als Preußen aufbringen, so wuchs
seine Überlegenheit auf das Doppelte, wenn man die Kontingente feiner
Bundesgenossen hinzurechnete. Außerdem aber schien Preußen die Truppen
in seinen westlichen Provinzen mit denen der östlichen nicht vereinigen zu
können. , ,
In Preußen dagegen verließ man sich auf die bessere Organi-
satiou, auf die vortreffliche Mannszucht und Ausbildung, auf die
Bewaffnung mit dem von Dreyse erfundenen Zündnadelgewehr und
endlich „auf den opfermutigen Geist der Söhne und Enkel der
Freiheitskämpfer", an die sich der Anstuf des Königs vom Tage von
Belle-Alliance wendete. Endlich hatte Preußen mit Italien em Bünd-
nis zu gemeinsamer Kriegführung gegen Österreich geschlossen, das infolge-
dessen seine italienische Armee nicht für den nördlichen Kriegsschauplatz ver-
wenden konnte.
Nach Ausbruch des Krieges wurde zuerst der drohendsten Gefahr
begegnet. Da sich der König von Hannover, der Kurfürst von Hessen
und der Herzog von Nassau geweigert hatten, ihre Neutralität KU er-
klären, wurden ihre Gebiete gleichzeitig von preußischen Truppen be-
fetzt. Die Heffen konnten durch schleunigen Abmarsch nach Hanau sich
mit dem süddeutschen Bundesheere vereinigen, die Sachsen zogen nach
Böhmen. Die hannöversche Armee, etwa 19000 Mann stark, mit dem
Könige Georg V. an der Spitze, gelangte über Göttingen bis m die
Gegend von Langensalza, um sich mit den süddeutschen Truppen zu
vereinigen. Nachdem sie hier in rühmlichem Gefechte am 27. ^um die
preußische Vorhut unter General von Flies zurückgeschlagen hatte, wurde
sie am nächsten Tage umzingelt und mußte die Waffen strecken (29. oWtt).
Preußen stellte zwei Armeen auf, über die der König persönlich
den Oberbefehl übernahm: die Hauptarmee, die sich gegen Böhmen
wendete, und die aus drei Divisionen bestehende Mainarmee unter
General Vogel von Falckenstein. Die Hauptarmee (278000 Mann)
war in drei Armeen geteilt, die erste unter Prinz Friedrich Karl,
die aus drei Armeekorps bestand, die zweite, vier Armeekorps start,
unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, und die Elbarmee,