Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

182 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte. 
des Bundes zuwiderlaufe und Preußen den bisherigen Bundesvertrag 
hierdurch für gebrochen ansehe und ihn als erloschen betrachte, und 
verließ nach dieser Erklärung die Versammlung. Gleichzeitig teilte die 
preußische Regierung den europäischen Mächten mit, daß der bisherige 
Deutsche Bund am 14. Juni aufgehört habe zu bestehen. Hierauf 
begannen die offenen Feindseligkeiten. 
Die Gruppierung der deutschen Staaten. Zu Österreich 
hielten die größeren Bundesstaaten, Sachsen, Hannover, Bayern 
und Württemberg, ferner Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Baden, 
Nassau, Meiuiugen, während auf feiten Preußens nur Mecklenburg, 
Oldenburg, die thüringischen Herzogtümer und die kleinen, von 
preußischen Gebieten ganz umschlossenen Staaten standen. Konnte Oster- 
reich allein fchon ein größeres Heer als Preußen aufbringen, so wuchs 
seine Überlegenheit auf das Doppelte, wenn man die Kontingente feiner 
Bundesgenossen hinzurechnete. Außerdem aber schien Preußen die Truppen 
in seinen westlichen Provinzen mit denen der östlichen nicht vereinigen zu 
können. , , 
In Preußen dagegen verließ man sich auf die bessere Organi- 
satiou, auf die vortreffliche Mannszucht und Ausbildung, auf die 
Bewaffnung mit dem von Dreyse erfundenen Zündnadelgewehr und 
endlich „auf den opfermutigen Geist der Söhne und Enkel der 
Freiheitskämpfer", an die sich der Anstuf des Königs vom Tage von 
Belle-Alliance wendete. Endlich hatte Preußen mit Italien em Bünd- 
nis zu gemeinsamer Kriegführung gegen Österreich geschlossen, das infolge- 
dessen seine italienische Armee nicht für den nördlichen Kriegsschauplatz ver- 
wenden konnte. 
Nach Ausbruch des Krieges wurde zuerst der drohendsten Gefahr 
begegnet. Da sich der König von Hannover, der Kurfürst von Hessen 
und der Herzog von Nassau geweigert hatten, ihre Neutralität KU er- 
klären, wurden ihre Gebiete gleichzeitig von preußischen Truppen be- 
fetzt. Die Heffen konnten durch schleunigen Abmarsch nach Hanau sich 
mit dem süddeutschen Bundesheere vereinigen, die Sachsen zogen nach 
Böhmen. Die hannöversche Armee, etwa 19000 Mann stark, mit dem 
Könige Georg V. an der Spitze, gelangte über Göttingen bis m die 
Gegend von Langensalza, um sich mit den süddeutschen Truppen zu 
vereinigen. Nachdem sie hier in rühmlichem Gefechte am 27. ^um die 
preußische Vorhut unter General von Flies zurückgeschlagen hatte, wurde 
sie am nächsten Tage umzingelt und mußte die Waffen strecken (29. oWtt). 
Preußen stellte zwei Armeen auf, über die der König persönlich 
den Oberbefehl übernahm: die Hauptarmee, die sich gegen Böhmen 
wendete, und die aus drei Divisionen bestehende Mainarmee unter 
General Vogel von Falckenstein. Die Hauptarmee (278000 Mann) 
war in drei Armeen geteilt, die erste unter Prinz Friedrich Karl, 
die aus drei Armeekorps bestand, die zweite, vier Armeekorps start, 
unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, und die Elbarmee,
	        
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