48 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte.
§ 29, Der Nordische Krieg (1700—1721). Schweden. In Schweden
hatte Karl XI., Karls X. Sohn, die absolute Monarchie begründet,
mit unerhörter Härte das Regiment des Adels gestürzt, mit Hilfe der
Bevölkerung ihm alle Domänen, die er sich angeeignet hatte, entrissen und
den Reichsrat, der die schwedische Politik bisher selbständig geleitet hatte,
in eine nur beratende Behörde verwandelt. Nach gleichen Grundsätzen
verfuhr er in den abhängigen Ländern, Bremen, Verden, Pommern und
den Ostseeprovinzen; er beseitigte die hier bestehenden Verfassungen, obwohl
sie von der Krone Schweden anerkannt worden waren. Als eine Abord¬
nung des livländischen Adels in Stockholm erschien, um gegen diese
Änderungen Vorstellungen zu erheben, wurden ihre Mitglieder ins Ge-
fängnis geworfen und zum Tode verurteilt, später aber zu lebenslänglicher
Gefängnisstrafe begnadigt.
Karl XI. hinterließ seinem Nachfolger ein wohlgeordnetes Land, eine
geschulte Armee und einen gefüllten Schatz.
Karl XII. (1697—1718) war bei dem Tode seines Vaters erst fünf-
zehn Jahre alt, ergriff jedoch sofort selbständig die Zügel der Regierung,
beseitigte die Vormundschaft seiner Mutter und ließ sich für mündig er-
klären. Von Anfang seiner Regierung an zeigte er sich ebenso ehrgeizig
wie starrköpfig. Da ihn die Geschäfte bald ermüdeten, zog er sich von
ihnen zurück und gab sich seinem leidenschaftlichen Hange zu wilden
Übungen und Spielen hin. Untertanen und Nachbarn fingen an, ihn
geringzuschätzen.
Da von Karl XII. nichts zu befürchten schien, hielten die Herrscher
der Nachbarreiche Rußland, Polen und Dänemark den Augenblick für
günstig, ihre Grenzen auf Kosten Schwedens zu erweitern. Peter wollte
die Ostseehäfen gewinnen, August II., Kurfürst von Sachsen und seit
1697 König von Polen, Livland erobern, und Friedrich IV. von Däne¬
mark den Herzog von Holstein-Gottorp, den Schützling Schwedens, mit
dem er verfeindet war, aus seinem Lande vertreiben. Sie schlössen ein
Bündnis zu gemeinsamer Kriegführung gegen Karl und begannen gleich-
zeitig ihre Pläne zu verwirklichen.
Kaum aber hatte Friedrich IV. den Herzog von Holstein vertrieben,
so erklärte ihm Karl XII. den Krieg, überschritt an der Spitze eines
Heeres den Sund, belagerte Kopenhagen und nötigte Friedrich zum
Frieden von Travendal (bei Lübeck) 1700; der Herzog von Holstein-
Gottorp wurde wiedereingesetzt, Dänemark bezahlte Kriegskosten und er-
klärte sich für neutral.
Peter war indessen in Estland eingefallen und belagerte die Festung
Norton. Gegen ihn wandte sich jetzt Karl. Sobald er gelandet war,
rückte er vor das russische Lager, erstürmte es und vernichtete die Armee
Peters. Übereilt ließ er ihn jetzt außer Augen und griff sofort August II.
an. Er besetzte Kurland und eroberte in mehreren glücklichen Feldzügen
ganz Polen. Unter dem Drucke der schwedischen Armee setzte ein von