Full text: Allgemeine Weltgeschichte

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Römische Geschichte. 
römischen Bürger, die in diese Kolonien gingen, verloren ihr Bürgerrecht 
nicht, doch ruhte das aktive und passive Wahlrecht, das an die Anwesen- 
heit in Rom geknüpft war. Das volle römische Bürgerrecht erhielten 
Jtaliker und Latiner im Bundesgenossenkriege (90—88). Seit den Gracchen 
dienten die Kolonien auch zur Versorgung mittelloser römischer Bürger 
mit Land, uud unter Sulla wurden zur Befriedigung der Ansprüche alter 
Soldaten Veteranenkolonien gegründet. 
IV. Die Unterwerfung der ITMelmeerländer (266—133). 
1. Die Unterwerfung der frdnder des weftlichen mittelmeeres (266—201). 
Der erste punifche Krieg (264—241). 
Der erste punische Krieg leitete den Entscheidungskamps zwischen 
den beiden Großmächten, Karthago und Rom, ein, der bei den sich 
kreuzenden Interessen dieser Staaten, die beide nach der Herrschaft über 
die italischen Inseln und das Mittelmeer strebten, unvermeidlich war. 
Karthago. § 134. Karthago, etwa 800 v. Chr. von Tyriern *), also Phö¬ 
niziern an der Nordküste von Afrika gegründet, hatte sich seit dem An- 
fang des 5. Jahrhunderts zu einer Großmacht entwickelt. In Nord- 
afrika, Südfpauieu, auf Sizilien, Sardinien, Korsika, den Balearen hatte 
es Eroberungen gemacht. Namentlich in Sizilien führte Karthago gegen 
die griechischen Städte fortdauernd Kriege uud hielt sich trotz aller Be- 
mühungen der Hellenen im Besitze des westlichen Teiles. Karthago war 
ein großer Handelsstaat, der seine Bundesgenossen und Untertanen oft 
schonungslos ausbeutete und durch Gewaltmittel zusammenhielt. Die Ver- 
fassuug war aristokratisch, au der Spitze standen zwei jährlich ge- 
wählte Susseteu (Richter), denen der große und der kleine Rat zur 
Seite stand; die Volksversammlung war bedeutungslos. Das Heer 
bestand aus afrikanischen Untertanen und fremden Söldnern. Besondere 
Bedeutung hatte die karthagische Flotte, mit der der Staat seit den 
Zeiten des Pyrrhus die westlichen Meere beherrschte. 
Verhältnis Mit den Römern standen die Karthager in freundschaftlichem 
Karthago. Verkehr. Es werden sogar Verträge zwischen beiden Staaten erwähnt, 
bis die wachsende Macht der Römer den Entscheidungskampf zwischen den 
beiden Rivalen, der zugleich ein Entscheidungskampf war zwischen arischem 
und semitischem Wesen — die Karthager gehören als Phönizier oder 
Poeni (Punier), wie sie von den Römern genannt wurden, zu den Se- 
miten —, unvermeidlich machte. 
Macht- § 135. Der Verlauf des Krieges. Roms Stärke bestand in seinem 
mt e' Volksheer und seinem festgefügten Staatsorganismus, während seine See- 
*) Sage von Dido.
	        
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