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Die germanische Vorzeit.
Thusnelda, die Gemahlin Armins an sich gebracht und wurde deshalb
von Armin hart bedrängt. Germanicus befreite ihn. siedelte ihn in
Gallien an und schleppte Thusnelda in die Gefangenschaft. Später fuhr
er mit einem Teile seines Heeres durch den Drufnskanal und die Nordsee
die Ems herauf, traf dort mit anderen Legionen, die an der Lippe ent-
lang marschiert waren, zusammen, rückte bis zum Schlachtselde des Varus
vor und ließ die bleichenden Gebeine der Gefallenen beerdigen. Dann
kehrten die Legionen unter beständigen Kämpfen nur mit Mühe an den
Rhein zurück.
16 n. Chr. 3. Um die Cherusker endlich zu besiegen, fuhr er im Sommer des
nächsten Jahres mit einer Flotte von 1000 Schiffen auf demselben Wasser-
wege bis in das Innere Westfalens, rückte bis zur Weser vor und be-
siegte bei Jdisiavifo aus dem rechten Weserufer und später zwischen
Weser und Elbe (am Steinhuder Meer) noch einmal die Germanen unter
Anführung Armins. Auf dem Rückwege verlor er jedoch einen großen
Teil seiner Schiffe durch einen gewaltigen Sturm in der Nordsee.
Seinen Rachedurst hatte der kühne Germanicus gestillt, aber unter
ungeheuren Verlusten und ohne irgendwelche dauernde Erfolge zu erzielen.
Deshalb beschloß der Kaiser Tiberins, den Angriff aufzugeben und getreu
seiner alten Politik die Germanen ihren inneren Zwistigkeiten zu über¬
lassen. Germanicus wurde abberufen, der Rhein blieb die Grenze.
I Wie richtig Tiberius die Lage beurteilte, zeigten schon die folgenden
Jahre. Während des gewaltigen Ringens am Rhein war der Marko-
gjtaitmb unb manrtenköntg Marbod nur bestrebt, seine Macht iin Osten immer weiter
Armtt'ius. au^u5reiten; als am Rhein Ruhe herrschte, riefen die von ihm unter-
drückten Stämme Armin, den Befreier von der Römerherrschast, zu Hülfe,
(um ihre Freiheit wiederzugewinnen. Zum ersten Wale in geschichtlicher
Zeit kämpften Deutsche gegen Deutsche. Die Schlacht blieb unentschieden,
aber Marbod zog sich nach Böhmen zurück; durch einen Aufstand im
eigenen Lande vertrieben, wandte er sich an Tiberins, der ihm Ravenna
als Aufenthaltsort anwies. Nach dem Sturze Marbods erlangte Ar-
minius königliches Ansehen und königliche Macht. Das erregte den Haß
sin. Chr. der Fürsten und Edlen, so wurde er von seiner eigenen Sippe meuch-
lerisch ermordet. Seinen Rubin als Befreier Deutschlands verkündeten
Sage und Dichtung den spätesten Geschlechtern, aber seinen deutschen
Namen melden sie nicht.
Germanen § 5. Beziehungen zwiichen Germanen und Römern bis zur
unb stimm-, Völkerwanderung. 1. In der Folgezeit verzichteten die Römer endgültig
auf den Gedanken der Eroberung Jnnergermaniens und bemühten sich nur,
ihre Stellung am Rhein und an der Donau gegen jeden Angriff zu sichern.
AufstanbberDie Herrfchaft am Rhein drohte zur Zeit Vefpasians durch einen Auf-
®9a!_a7b0n' stand der Bataver, die an der Rheinmündung wohnten, stark erschüttert