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Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648—1740).
Philipps IV. Ableben (f 1665) Ansprüche auf Teile der spanischen Nieder-
lande, indem er sich aus das in Brabant zivilrechtlich geltende Devolutions-
recht berief. Danach „devolviert" das Vermögen des Vaters im Falle
der Wiedervermählung auf die Kinder erster Ehe. Maria Theresia besaß
somit nach der Behauptung Ludwigs das Vorrecht vor ihrem Stiefbruder
Karl IL Während die französischen Truppen fast ohne Widerstand die
Franche Comte und die spanischen Niederlande besetzten, nötigte die vom
holländischen Ratspensionär Jan de Wit zwischen den Generalstaaten,
amaniEngland und Schweden gestiftete Tripelallianz Frankreich zum Frieden
Friede zu von Aachen, in welchem es zwölf flandrische Plätze erwarb, darunter Lille,
1668* welches Vaubau in ein Hauptbollwerk verwandelte.
: 2, Raubkriea» H 17. Der zweite Raubkrieg (1672 — 1679). Um an dem
167? bis verhaßten Freistaat, der ote^Seele des Gegenbundes war, zur See
1679. weitem das Übergewicht besaß und das Land mit gistigen Pam¬
phleten gegen den französischen Hos überschwemmte, gründliche Rache zu
nehmen, brachte Ludwig den charakterlosen Karl II. von England
(©. 9) und den schwedischen Reichsrat. der für den minderjährigen
Karl XI. regierte, durch Geldspenden auf seine Seite und gewann auch
mehrere deutsche Fürsten, die geistlichen Fürsten von Köln und Münster,
sür sich. Holland stand vereinsamt, als (1672) eine englisch-französische
Flotte von der See her angriff und Ludwig uach dem von der feilen Poesie
verherrlichten, ganz gefahrlosen Rheinübergang (bei Tolhuys) mit einem
„Holland in Heere von über 100 000 Mann das Land überschwemmte. Die Kriegsnot
beutete die durch das ewige Edikt, welches die Statthalterwürde aufhob,
schwer gefchlageue oranifche Partei gegen die aristokratisch-republikanische
Staatsleitung aus, indem sie ihr Verwahrlosung der Verteidigungsmittel
vorwarf. Ein Volksanfstand stürzte die Regierung, deren Häupter, die
Brüder de Wit, ermordet wurden, und brachte Wilhelm III. von Dräniert
an die Spitze des Heeres und des Staates. Der zweiuudzwanzigjährige Prinz
ließ das Land zum Teil unter Waffer setzen, traf auch sonst kräftige Ma߬
regeln zur Abwehr der Feinde, die unter der trefflichen Führuug Condes
uitd Turennes standen, und erhielt Beistand von seiten der Spanier und
Eingreifen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Da der kaiser-
liche Feldherr Montecucculi durch deu von Ludwig bestocheneu Minister
Branden- Lobkowitz zur Untätigkeit verurteilt war, sah sich auch Friedrich Wilhelm
bnu3' in der Bewegungsfreiheit gehemmt und schloß, im Rücken bedroht
Sonder- von Schweden, zu Vossem (bei Brüssel) Sonderfrieden (1673). Wenige
frieden ^Bochen fpäter verband fich Kaifer Leopold I. mit Holland und Spanien
8U1673.Em zur Aufrechthaltuug des Westfälischen und Aachener Friedens. Das Reich
trat dem Bunde bei, fühlte dafür aber die schwere Hand der nun über
den Rhein einbrechenden Franzosen. Nach Ludwigs Befehl „Mangez le
pays" verwüsteten diese alles Land, das sie durchzogen, mit Sengen tmd
Brennen. Im Felde hielten Montecucculi und Tttrenne sich ziemlich das