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Der Papst hatte durch das eigentümliche Verwachsensein der
weltlichen und geistlichen Verwaltung in Deutschland (die höheren
Geistlichen waren Fürsten) schon immer einen gewissen Einfluß auf
die weltlichen Angelegenheiten.
Er mußte streben, seinen weltlichen Einfluß zu vermehren und
die Oberherrschaft auch über den Kaiser zu gewinnen.
Dies gelang ihm:
1. Die Oberhoheit der Kaisers über den Papst ruhte auf dem
sehr schwankenden Grunde des Gehorsams der großen Ba-
fallen.
2. Diese hatte dasselbe Streben wie der Papst: das Ankämpfen
gegen die unbedingte Oberherrschaft des Kaisers.
3. Der Papst konnte die Fürsten in ihrem Widerstande gegen
den Kaiser durch seine geistliche Autorität gewaltig stärken.
(Bann.)
Aus der Unabhängigkeit des Papstes wurde bald Oberherrlichkeit.
Kaiser und Reich hatten von der Verbindung schließlich nur Nachteile:
1. Der Besitz von Rom und (Ober-) Italien, der zur Kaiser-
würde unbedingt gehörte, machte viele Kriegszüge der beut-
schert Könige nach Italien nötig.
2. Die aufständischen Fürsten erhielten meist päpstliche Sanktion.
Diese Umstände führten zu den Kämpfen zwischen Kaiser
und Papst. Diese vernichteten die Kaisermacht und die deutsche
Einheit.
§ 17.
Ludwig der Iromme und der Aertrag von Aerdun.
Ludwig der „Fromme" 814—840.
Gut, aber schwach und unentschlossen, ohne jede politische Einsicht.
Ludwig gründet für die Mission in Skandinavien das Erzbistum
Hamburg, welches mit Bremen verbunden wird.
Kampf der Söhne gegen den Vater.
Veranlassung: Neuteilung des Reiches zu Gunsten seines Sohnes
zweiter Ehe, Karls (des Kahlen).
Verlauf: Mehrmalige Erhebung der Söhne.
Der Kaiser wird zweimal gefangen und wieder befreit.
833 „Lügenfeld" bei Kolmar:
Ludwig steht seinen Söhnen zum Streite gegenüber,
seine Vasallen begeben sich in das feindliche Lager.
840 Ludwig der Fromme stirbt.
Kampf der Söhne untereinander.
843 Vertrag von Verdnn. — Dreiteilung des Reiches Karls d. Gr.
1. Karl d. Kahle: Land zwischen Ebro und dem französischen Mittel-
gebirge — das romanische Westfraukeu.