Full text: Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

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bilität die gracchischen Gesetze nicht einfach aufzuheben wagte, 
herrschte sie doch vollständig. Wohl 3000 Anhänger des Toten 
sollen hingerichtet worden sein. 
II. Die Zeiten des Marius und Sulla. 
1. Die Nobilität behielt zum großen Teil das Gemeinland, das 
bald darauf zu Eigentum gemacht wurde, und nutzte überhaupt mit 
Habsucht und Bestechlichkeit ihre Gewalt aus. Die ganze Verkommen- 
heti der Zustände offenbarte der jugurthinische Krieg 111—106. 111—106 
Jugurtha, der tapfere aber auch gewissenlose Enkel des Masinissa, war 
von seinem Oheim Micipsa an Kindesstatt angenommen und zum 
Miterben eingesetzt worden. Nicht zufrieden damit unternahm er 
es im Vertrauen auf die Käuflichkeit der Nobilität, das ganze Reich 
sich anzueignen. Er ermordete nach einander seine beiden Vettern 
und wäre straflos ans Ziel gekommen, obgleich er nach der Ein- 
nähme von Eirta (j. Eonstantine) auch die Jtaliker niedermachen 
ließ, wenn nicht der Tribun Memmius die Kriegserklärung durch- 
gesetzt hätte. Auch dann noch wurde der Krieg von den bestochenen 
Edelleuten schmachvoll geführt (Jugurthas Wort von der „käuf- 
lichen Stadt"). Erst der kriegskundige Qu intus Metellus 
machte Ernst, schlug Jugurtha und vertrieb ihn aus Numidien. 
Sein Legat und Nachfolger im Konsulat, Gajus Marius, ein 
Bauernsohn aus einem Dorf bei Arpinum, tapfer, mäßig, unbestech- 
lich, aber auch ehrgeizig und ein Feind der Nobilität, schlug 
Jugurtha und Bocchus von Mauretanien, seinen Schwiegervater 
und Verbündeten, und bewog durch den klugen Quästor Lucius 
Cornelius Sulla den Bocchus, Jugurtha verräterisch aus- 
zuliefern 106. Einige Jahre darauf (1. Janr. 104) schmückte der 
gefangene Löwe der Wüste den Triumph des Marius uud starb im 
Tullianum den langsamen Hungertod. 
2. Cimbern und Teutonen 113—101. Bald fand Marius 
Gelegenheit zu neuen Lorbeeren. 113 erschien im Norden ein ge- 
fährlicher Feind, das ohne Zweifel germanische Volk der Cim- 
bern, das von den Ufern der Nordsee, durch eine Meeresüber- 
schwemmung oder Übervölkerung veranlaßt, nach Süden zog, hohe 
Männer, die in ihren Karren ihre Familien mit sich führten, in 
Tierfelle und Eisenpanzer gekleidet, mit mannshohen Schilden, lan- 
gen Schwertern, schweren Streitkolben, Helmen, welche Tierköpfe 
darstellen (merkwürdig namentlich die ehernen Schwerter, Helme und 
Panzer, die noch viel später den Germanen fehlen). Sie schlu- 
gen 113 in den Ostalpen den treulosen Konsul->Gnäus Pavirius 
Carbo bei Nor eia nahe dem heutigen Klagenfurt. Dann wandten 
sie sich nach Westen, brachen vereint mit helvetischen Männern in 
Gallien ein, wo sie sich lang herumtrieben und mehrere rö- 
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