Full text: Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

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beiden Hauptstaaten an die Spitze der vollziehenden Gewalt gestellte, 
übrigens von den Generalstaaten und den Ständen der einzelnen 
Provinzen vielfach beschränkte Statt Kalter. 2) Glänzend entfaltete 
sich bald die niederländische Seemackit. Die Niederländer brachten 
nicht nur den Handel mit Rußland über Archangel in ihre Hand 
ste wagten sich in das spanisch-portugiesische Kolonialgebiet und brachten 
emen großen Teil der vortuaiesischen Kolonien. Molukkeu, Suuda- 
archipel mit Java, Ceylon, ja selbst vorübergehend die in Brasilien 
an sich. Der Reichtum der Niederlande, die Blüte der Handelsstädte 
wuchs enorm; übrigens war die Thätigkeit der Niederländer von dem- 
selben Geist rjffij&tMofer Ausbeutung der Schwächeren beseelt wie die 
der Portugiesen (Verleugnung des CHrMentums in Japan!). Glänzende 
Seehelden hatten sie an Martin Tromp und Wchael de Ruhtet 
Ar. Reuter). 3) Auch die Wissenschaften undKün'ste blühten. 
Die Universität L.eijden (1575) und andere wurden Sitze blühender 
Wissenschaftspflege. Besonders die klassische Philologie wurde bebaut. 
In Hugo Grotius, dem Geschichtschreiber des Befreiungskrieges 
dem Begründer des Völkerrechtes, hatten die Niederlande einen Ge- 
lehrten ersten Ranges, der freilich nur als Leiche dort eine Ruhestätte 
gefunden hat (f 1645). In der -wetteiferte PM Rem- 
brandj (t 1674) mit dem Stolz der spanischen Niederlande, Mer 
Paul Ruh ens (t 1640).. 4) In der Kirche war der Kalvinismus 
zur Herrschaft gekommen. Der Prediger Arminius in Amsterdam 
suchte die Prädestinationslehre zu mildern. Zu seinen Anhängern 
(Arminianer, Remonstranten) gehörten die Häupter der republikanisch- 
aristokratischen Partei, zumal er auch die Abhängigkeit der Kirche von 
der Staatsgewalt lehrte. Der Statthalter Moriz trat aus die andere 
Seite, welche die strengste Prädestinationslehre und die Unabhängigkeit 
der Kirche vom Staat verfocht und benützte den Streit zur Vernichtung 
seiner Gegner. Die Synode von Dordrecht (1618—1619) ver¬ 
warf die arminianifche1!Me; der greise Oldenbarneveldt wurde 
enthauptet, Hugo Grotius zu lebenslänglicher Gefangenschaft ver- 
urteilt (er entkam durchme^Klugheit seiner Frau 1621). 
5. Ergebnis der Regierung Philipps II. Wir werden Philipp II. 
noch m der englischen und französischen Geschichte begegnen. Überall 
scheiterte leine Politik zuletzt- überall zeigt sich der Verfall Spaniens. 
(KTDie &!MM£N waren durch bteHuege (der niederländische 1 
kostete bis 1598 ca. 2200 Mill. Mark) und Bauten lAranjuez, Es- 
kurml) trotz der amerikanischen Einkünfte so trostlos, daß man 
F Jlt.er. *aHm ^as Geld für den königlichen Haushalt aufbrachte, daß 
der König einmal sogar einen Jesuiten durch das ganze Reich sandte 
welcher Geld für den König zusammen- 
^ ~e, daß fast sämtliche Einnahmen im voraus zu Gunsten der 
Staatsschuld verpfändet waren. Dieser Verfall wurde noch gesteigert 
durch eine Handel und Industrie lähmende (Metmebung, durch deckende 
Steuern, durch die Betrügerei der Beamten,"durch die stolze Verachtung 
des Ackerbaues und Handwerkes, auch des Handels, der in die Hände 
fremder Nationen kam, durch die ZunahmeMc Klöster, der Geist- 
lichm, der liegenden Güte; der toten Hand, durch die Vertreibung der 
betriebsamen Morisken. b. Zugleich sank auch die Militär- und
	        
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