Full text: Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

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°vn jebem Jahr stimmte bas Volk barüber ab, ob ein Ostracismus 
im laufenben Jahr stattfinben solle. Würbe bie Frage bejaht, ]o 
würbe eine außerorbentliche Volksversammlung bazu einberufen, m 
ber bie Bürger ein Thontäfelchen mit bem Namen bes zu Ostra- 
kisierenben in eine Urne legten. War bie erforberüche Anzahl von 
Stimmen — minbestens 6000 - abgegeben, so mußte ber, welcher 
bie meisten erhalten hatte, binnen 10 Tagen bas Lanb auf 10 ^ayre 
verlassen, er blieb aber im Besitz seines Vermögens. _ Diese demo¬ 
kratische Einrichtung Athens war nicht nach bem Sinn Sparta^. 
Aber bie Spartaner konnten wohl bie Verbannung bes KWYenes, 
nicht aber eine Umänberung ber Verfassung erzwingen. Die er¬ 
grimmten Spartaner ließen sogar ben Hippias nach Sparta kommen 
unb wollten ihn wieber einsetzen. Aber bie Korinthier unb bie 
aubern Bunbesgenossen weigerten sich, ben Tyrannen zu unter- 
stützen. So ging Athen ungeschäbigt aus ben Wirren hervor. 
In verschiebenem Entwicklungsgang hatten Sparta imb uthen 
bie ihnen entsprechenbe Verfassung erlangt. Sie stanben in ber 
Jugenbblüte ihrer Entwicklung, als ber Angriff Persiens ihnen 
Gelegenheit gab, bie Überlegenheit bes griechischen Wesens Zu er- 
weisen. 
Zweite Periode. 
Griechenlands Aöhezeit (500—404). 
I. Die Werferkriege. 
1. Der jonische Aufstand 500—494. Histiäns von Milet, 
ben Darius zuerst mit ber erbetenen Erlaubnis belohnt hatte, eine 
Stadt am Strymon in Thracien bauen zu bürfen, ber aber dann 
von dem mißtrauisch gemachten König als „Tischgenosse" nach Susa 
gezogen war, trieb, um in seine Heimat zurückzukommen, semen 
Schwiegersohn unb Vetter Aristagoras zum Ausstanb. Es war 
ihm leicht, ben jonischen Ausstanb (500—494) herbeizuführen: 500-494. 
fast einmütig erhoben sich bie jonischen Stäbte unb bie Juseln ber 
Küste; auch bie Stäbte an ben Meerengen im Norben, bie Karer 
im Süben schlössen sich an; ein Ausstanb Cyperns kam ber Erhebung 
zu gut. Aber bie Hoffnung auf Unterstützung burch bie griechischen 
Stammesgenossen schlug fehl. In Sparta, bas man als bie 
Hauptstabt Griechenlanbs ansah, wies man Aristagoras unbedingt 
ab. Nur Athen schickte 20, Eretria auf Euböa 5 Schiffe. Zwar 
eroberten die Jonier Sardes, aber der nicht beabsichtigte Brand 
der Stadt erbitterte die Lydier, man holte sich hier eine Schlappe 
und erlitt bei Ephesus eine entschiedene Niederlage. Bald war 
der Aufstand auf Jonien eingeschränkt; auch dieses wurde durch 
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