Full text: Altertum und Mittelalter (Teil 1)

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Volkstribun Clodius freie Hand. Auf dessen Betreiben wurde 
Cicero wegen der Hinrichtung der Catilinarier verbannt, der Repn- 
blikaner Cato unter ehrenvollem Vorwand entfernt. 
58. 2. Cäsar in Gallien 58—51. 
In dem jenseits der Alpen gelegenen Gallien hatten die Römer 
125—118 festen Fuß gefaßt. Eine Provinz war dort entstanden, die bis 
zu den Cevennen und der oberen Garonne reichte und deren Hauptstadt 
Narbo war, das narbonensische Gallien. Die Gallier oder Kelten, 
einst viel weiter ausgedehnt, eitel und prachtliebend, leichtgläubig, wander- 
lustig, im Krieg mehr wild als ausdauernd, geschickt in der Nachahmung 
des Fremden, hatten nicht unbedeutende Anfänge in der Kultur. Ge- 
meinsam war ihnen ihre düstere, selbst an Menschenopfern reiche Religion 
und der hochangesehene Priesterstand der Druiden, eine festgeschlossene 
Genossenschaft, die auch die Wissenschaften pflegte (daneben die Barden, 
heilige Sänger). Dagegen fehlte die politische Einheit. Der Adel hatte 
alle Macht und unterdrückte die sonst freien Leute. 
Die Provinz Gallien übernahm Cäsar, um sich hier Kriegsruhm 
und ein tüchtiges Heer, aber auch die nötigen Geldmittel zu gewinnen. 
Gallien konnte den römischen Waffen nicht widerstehen. Schon vor 
mehreren Jahren (um 70) war der germanische Suevensürst Ariovist, 
von einem gallischen Stamme (den Seqnanern) gegen seine Feinde 
(die Äduer) zu Hilfe gerufen, über den Rhein gezogen und hatte sich 
im Elsaß niedergelassen. Als jetzt die (keltischen) Helvetier, von den 
Germanen gedrängt, ihre Wohnsitze verlassen und über den Jura 
in das fruchtbare Gallien einwandern wollten, da wehrte Cäsar 
ihnen den Weg, schlug sie bei Bibrakte (— Burg Beauvray bei Antun) 
f und nötigte sie in ihre verödete Heimat zurück. Dann wandte er sich 
gegen Ariovist, der nach und nach 120000 Mann über den Rhein 
gezogen hatte, und schlug ihn (in der Gegend von Mülhausen 
oder Belfort; der Ort läßt sich nicht genau feststellen) so, daß er nur 
mit wenigen über den Rhein entkam. Den Resten seines Heeres 
ließ Cäsar ihre Sitze links vom Rhein, um diesen zu hüten. Das 
mittlere Gallien war durch diese Kämpfe des Jahres 58 ge- 
Wonnen. Im Jahre 57 wurden die belgischen Völkerschaften 
besiegt, der tapfere Stamm der Nervier wurde fast vernichtet. 
So war auch der Norden unterworfen. Der Westen wurde in 
diesem und dem folgenden Jahr unterworfen. 56 war die Er- 
oberung Galliens in der Hauptsache vollendet; aber die Behauptung 
erforderte noch manchen Kampf. Um Gallien gegen die Germanen 
zu sichern, vernichtete Cäsar die über den Rhein gekommenen Usi- 
peter und Tenchterer in treulosem Überfall, ja er ging bei Neuwied 
oder Bonn zweimal über den Rhein (55, 53), ohne tiefer in die 
deutschen Wälder einzudringen. Zum gleichen Zweck landete er 
zweimal in Britannien (55, 54), ohne daß diese Heerfahrten mehr 
als eine vorübergehende Einschüchterung des Jnselvolks bewirkten. 
Auch in Gallien gab es immer wieder Aufstände, die von Cäsar mit
	        
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