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Gottesfurcht und Sittlichkeit des Volkes unter dem großartigen
Aufschwung des materiellen Lebens, wie unter dem Eindringen ber
neuen Aufklärung Schaben litt, auch bas Gefüge ber äußeren Macht
war mehr glänzenb als fest. Von ben „Bundesgenossen" trugen
viele nur gezwungen die Last drückender Abhängigkeit. Die Ari-
ftofraten zudem in allen diesen abhängigen Staaten waren Athen
feind. Dazu war Perikles sich klar bewußt, daß der Friede von
445 nur ein Waffenstillstand war, baß früher ober später ein Zu¬
sammenstoß mit Sparta im# seinen Bunbesgenossen bevorstehe.
III. Der peloponttefifcfye Krieg (431—404).
1. Anlässe. Bei bem Gegensatz, ber von alters her zwischen
Athen unb Sparta bestaub, fanben sich leicht Anlässe zu bem Krieg,
bert Perikles nicht fürchten zu müssen glaubte. 1) Zwischen Korinth
unb bem von bort kolonisierten Kerkyra entspann sich eine Fehbe
um Epibamnos, eine Kolonie Kerkyras, bie vergebens bei Korinth
Hilfe gegen bie Mutterstabt gesucht hatte. Die Kerkyräer, ben
Korinthern allein nicht gewachsen, baten bann Athen um ein Bünb-
nis. Die Athener, von Perikles beraten, wollten bie Gelegenheit,
ihre Macht zu erweitern, sich nicht entgehen lassen imb griffen in
ben Kampf ein: ihre Flotte verhinberte in ber Schlacht bie Korinth er,
ihren Seesieg gehörig auszunützen. In Korinth sah man in biesem
Eingreifen offenbaren Friebensbruch. 2) Zu bem attischen Bunbe
gehörte auch Potibäa, eine Kolonie ber Korinthier, mit betten
bie Stabt gleichzeitig in Verbinbung blieb. Als nun Athen von
Potibäa bie vollstäbbige Trennung von ber Mutterstabt forberte,
fiel Potibäa ab unb würbe von Korinth ttachbrüdlich unterstützt.
3) Gegen Megara, bas bei bem Kampf gegen Kerkyra Korinth
unterstützt hatte, würbe von Athen eine Hanbelsfperre verhängt.
4) Auch Ägina, einst bie Nebenbuhlerin Athens auf bem Gebiet
bes Hanbels, aber von Athen in feinen glücklichsten Tagen tribut-
pflichtig gemacht, beschwerte sich insgeheim in Sparta. Die ver¬
schiedenen von Athen gekränkten Bundesgenossen Spartas, vor
allem die Korinthier, drangen auf Einschreiten bes peloponnesischen
Bunbes. Nach längeren Verhanblmtgen unb nachbem Athen bie
sich steigernben Forbermtgen — zuletzt: Athen sollte seinen Bunbes¬
genossen bie Selbstänbigkeit zurückgeben — abgelehnt hatte, brach
der schreckliche peloponnesische Krieg aus, ber Griechenland
Blüte für immer vernichtet hat.
431. 2. Der erste Teil (431—421, der archibamische Krieg). Die Kriegs-
mittel waren aus beiden Seiten bedeutend, aber verschieden. Athen
hatte vor allem 1) eine starke Flotte von 400 Schiffen; 2) bebeutenbe
Gelbmittel, einen Schatz von über 30 Mill. Mark, wozu noch an Weih-
gefchenken u. bgl. 9 Mill. Mark flüssig gemacht werben konnten, dazu