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obgleich es sich um des Königs Schwester und Schwager, den Kurfürsten 
von der Pfalz, handelte. Im Innern empfand man namentlich die Be- 
drückuna der Puritaner (S. 49), die in empörenden Prozessen zutage trat. 
Als aber Laub auch ben Schotten die bischöfliche Verfassung und eine 
reichere Gottesdienstordnung aufnötigen wollte, brach der Unwille des 
calvinischen Volkes (1637) in der Kirche zu Edinburgh los. Man sah in der 
neuen Gottesdienstweise „Baalsdienst". Die Menge schrie: „Papst! Anti- 
christ! steinigt ihn!" warf Stühle nach dem Geistlichen und trieb ihn hinaus. 
Ein Bund gegen „jede Art von Papismus" (der Covenant spr. Kowenänt 
1638) vereinigte das Land. Da der König ohne Waffengewalt mit dem 
Aufstand nicht fertig wurde, mußte er das Parlament berufen (1640). 3) Da- 
1640. mit begann 1640 die erste englische Revolution. Das ..lanq^ 
Parlament" (es tagte mit Unterbrechungen 1640—1660) wollte"nicht 
dem König helfen, sondern die eigene Herrschaft durchsetzen. Trotz der 
Nachgiebigkeit des Königs verlangte das Parlament nach Rache an den 
Ratgebern des Königs. Strafford und Laud wurden unter "ber Klage des 
Hochverrats in den Tower (spr. Tauer) geworfen. Da Strafford des 
Hochverrats nicht überführt werden konnte, wurde auf dem Weg der Gesetz- 
gebnng durch einen Parlamentsbeschluß festgesetzt, daß seine Schuld als 
Hochverrat anzusehen sei, ein offenbarer Rechtsbruch. Der König stimmte 
in schmählicher Schwäche dem Beschluß zu. „Verlasset euch nicht auf 
Fürsten" (Ps. 146,3), rief der Graf, als er es vernahm. Er wurde 1641 
enthauptet (Land teilte einige Jahre später sein Los). Die Nachgiebigkeit 
des Königs half nichts. Das Parlament wollte alle Gewalt an sich bringen. 
Es ging nun seinerseits weit über die alten Rechte des Parlamentes hinaus. 
Ein furchtbarer Aufstand in Irland (1641) steigerte noch das Mißtrauen 
gegen den König. „Kavaliere" und „Rundköpfe" traten sich immer schroffer 
gegenüber. Da das Parlament sogar entscheidenden Einfluß auf die 
„Militia", die Lettimg des Kriegswesens, verlangte, blieb dem König, 
der sich weigerte, nur noch das Bild und der leere Schatten eines Königs 
zu sein, nichts übrig, als die Waffen entscheiden zu lassen. ' 
b. Bürgerkrieg und Untergang des Königs 1642—1649. 
1) Der König, für den im Norden und Westen die Masse des Volkes war, 
dem aber alle zuverlässigen Geldquellen fehlten, war von Anfang an in 
einer wenig günstigen Lage gegenüber dem Parlament, das den Volks- 
reicheren Süden und Osten und vor allem London selbst für sich hatte, 
dem die Steuern und Zölle, Flotte und Kriegshäf^ zur Verfügung standen 
und das namentlich die Begeisterung des religiösen Teiles des Volkes auf 
seiner Seite hatte. Auch stärkte es sich durch einen Bund mit den Presby- 
terianern Schottlands (1643). Dennoch machten die Rot)allsten anfangs 
dem unfähigen Parlamentsgeneral Essex, einem Sohn von Elisabeths 
Günstling, gegenüber sogar Fortschritte. Anders wurde es durch Oliver 
Cromwell (geb. 1599), einen wohlhabenden Landedelmann mit klarem 
Blick für das praktische Leben und mit rücksichtsloser Energie, vor allem be- 
seelt von dem festen Glauben ein auserwähltes Rüstzeug Gottes zu sein. 
Er machte aus seinem Reiterregiment eine Müsterschar voll puritanischer 
Begeisterung. Seine „Eisenseiten" halfen den ersten Sieg bei Long, 
Marston - Moor (spr. Mahrst'n Mohr) (1644) über des Königs wilden 
Neffen Ruprecht, den Sohn des böhmischen Winterkönigs, entscheiden. 
Durch diese Niederlage ging dem König der Norden verloren. In dem
	        
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