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Das Reich der Perser. Darius I. Xerxes I. §. 21.
das Land, so dass Darius wegen Mangels an Lebensmitteln un¬
verrichteter Sache zurückkehren musste. Zwar forderten die
Barbaren, ihm zuvorkommend, die Ioner auf, die Brücke über den
Ister abzubrechen, und der Athener Miltiades rieth, dieser Auf¬
forderung zu gehorchen und die treffliche Gelegenheit zur Erlangung
der Freiheit zu benutzen; allein Histiaeus, Tyrann von Milet,
stellte vor, dass die Herrschaft der Tyrannen von dem Bestehen
der königlichen Macht abhange, und bewirkte die Erhaltung der
Brücke, w odurch die Trümmer des Heeres gerettet wurden. Während
der König nach dem obern Asien zurückkehrte, unterwarf sein
Feldherr Megabazus das östliche und südliche Thracien und empfing
auch vom Könige (Amyntas I.) von Macédonien Erde und Wasser
als Zeichen der Unterwerfung, so dass das persische Reich sich
dem Namen nach bis an die Grenze von Thessalien erstreckte.
b) Zug nach Indien (510?). Nachdem die Versuche, das
Perserreich im Süden (unter Cambyses) und Norden auszudehnen,
gescheitert waren, ward die Richtung nach Osten (Indien) und
Westen (Griechenland) eingeschlagen. Um das Reich im Osten
abzurunden, unternahm Darius einen Zug gegen Indien und
unterwarf die Anwohner des rechten Ufers des Indus (vom Ein¬
flüsse des Kabul abwärts bis zum Delta des Stromes).
e) Den ersten und zweiten Zug gegen Griechenland s. §. 47.
Darius hat aber nicht nur das Reich des Cyrus vom Unter¬
gänge gerettbt und sowohl nach W. als nach 0. hin erweitert,
sondern er .hat ihm auch eine Verfassung gegeben, die es
möglich machte, dass eine so ausgedehnte Weltherrschaft, welche
die verschiedensten Nationen zu einem Ganzen vereinigte, eine
zweihundertjährige Dauer erlebte. Das Nähere s. §. 22, 2.
Unter den Zurüstungen zum dritten Feldzuge gegen Griechen¬
land, die durch einen Aufstand der Aegyptier (486) unterbrochen
wurden, starb Darius und ihm folgte sein Sohn
5) Xerxes L, 485—465. Nachdem zuerst Aegypten wieder
unterworfen war, bot er die Kräfte des unermesslichen Reiches
auf zum dritten Zuge gegen Griechenland s. §. 47.
Artabanus, der Anführer der Leibwache, wollte das königliche
Haus vernichten und sich selbst des Thrones bemächtigen, deshalb
ermordete er sowohl den Xerxes als dessen ältesten Sohn (Darius)
und hatte auch scho« die Ermordung des zweiten Sohnes,
6) Artaxerxes I. (auch Artoxerxes und wegen seiner Macht