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Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg
mit den Kolonien brachte. Das Land wurde die Goldgrube für seinen
Herrscher; Karl V. hätte seine großen europäischen Kriege ohne den
niederländischen Reichtum gar nicht führen können.
Die finanzielle Abhängigkeit seiner Fürsten hatte den einzelnen
Provinzen wichtige Privilegien eingetragen. Die Stände {Staaten),
mit einem vom König ernannten Statthalter an der Spitze, verwalteten
ihre Angelegenheiten sehr selbständig. Auch war in den General¬
staaten eine Gesamtvertretung der Provinzen geschaffen, die
dem königlichen Generalstatthalter zur Seite stand. Ihr Macht -
gefühl, ihr Reichtum und ihr Handel ließen aber auch einen selbst¬
bewußten freieren Geist in den Niederländern erwachen. So hatte
trotz schroffer Gegenmaßregeln Karls V. auch die Reformation hier
Anhang gewonnen, und zwar in ihrer mehr demokratischen, freien
Form, dem Calvinismus.
Der neue Herr der Niederlande, König Philipp II., war dem
niederländischen Volke innerlich gar nicht verwandt. Ein mi߬
trauischer, herzloser Fürst, schwer von Entschluß und kleinlich, hielt
Philipps ii. er doch zähe an seinen Plänen fest. Diese liefen im Innern auf Stär-
Plane kung der königlichen Gewalt gegenüber den Ständen, nach außen
auf die Gründung einer spanischen Weltherrschaft hinaus. Innerhalb
und außerhalb der Monarchie aber hatte er sich die gewaltsame Be¬
kämpfung des Protestantismus zum Ziele gesetzt, und stellte überall
Spaniens politische Macht in den Dienst des Katholizismus. In
Spanien selbst hatte im Anfänge seiner Regierung die Inquisition,
die an die üblichen Rechtsformen nicht gebunden war, in den
Kerkern und im Brande der Scheiterhaufen reformatorische Bewe¬
gungen erstickt.
§ 174. Die Erhebung der Niederlande bis zur Abberufung Albas.
Zur Durchführung seiner Pläne schickte Philipp II. seine Halb¬
schwester Margarethe von Parma als Generalstatthalterin in die
Niederlande uncl gab ihr den hochfahrenden Bischof von Arras,
Granvella, als Minister bei, um die Stände im Zaume.zu halten.
Er "bereitete die Errichtung von 14 neuen Bistümern vor und
beabsichtigte auch die Einführung der sparnscTien Inquisition.
Gegen beide Einrichtungen erhoben die Stände Widerspruch, vor¬
nehmlich der stolze, aber tief verschuldete Adel, der den emporgekom¬
menen Fremdling Granvella tödlich haßte. Er fand seinen Führer in
dem Prinzen Wilhelm vonOranien sowie den Grafen Egmont und Hoorn.
Der damals erst etwa dreißigjährige Wilhelm von Oranien,
Statthalter in den Provinzen Holland, Seeland und Utrecht, gehörte
dem nassauischen Hause an, hatte aber als Erbe des kleinen sou¬
veränen Fürstentums Orange an der Rhone den Titel Prinz von
wiiheim Oranien angenommen. Wie sein Schwiegervater Moritz von Sachsen
Oranien war er ohne innerliche Religiosität, vereinigte aber mit brennender