Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

gund, Elsaß, das später nach ihm benannte Lothringen, Friesland), mit den 
Kaiserstädten Rom und Aachen. 
b) Nach Lothars I. Tod (f 855) gelangte Italien und die Kaiserkrone 
an seinen ältesten Sohn Ludwig II. (855 — 75), jenes Mittelland an seinen 
jüngeren Sohn Lothar II. Als Lothar II. 869 starb, wollte sich Karl der 
Kahle dessen Reich aneignen, wurde aber von Ludwig dem Deutschen zum 
Vertrag von Meersen gezwungen 870. Dieser fügte zum Reiche Ludwigs 
des Deutschen das Land bis zur Maas und oberen Saone im Westen und 
bis zum Gensersee im Süden hinzu, nämlich die Bistümer Utrecht (Friesland), 
Köln (Ripuarieu), Trier (Moselauieu), Straßburg (Elsaß), Basel (östl. Burgund). 
Durch die Verträge von Verdun und Meersen hatte Ludwigs Reich im wesent¬ 
lichen die Grenzen des späteren deutschen Reiches, Karls Reich im wesentlichen 
die Grenzen des späteren Frankreichs erreicht, die politischen Grenzen fielen in der 
Hauptsache mit der Sprachgrenze zusammen. Weil Ludwig alle deutschen Länder 
unter seiner Herrschaft vereinigte, wurde ihm in der Geschichte der Beiname der 
Deutsche beigelegt. Seine nationale Bedeutung erkannte schon der Mönch Otsried 
von Weißenburg, der sein deutsch geschriebenes „Evangelienbuch" Ludwig gewidmet hat. 
Daß das spätere Deutschland (Ostfranken), das spätere Frankreich (Westfranken) 
und Italien sich fortan selbständig und eigenartig entwickelten, darin liegt die Haupt- 
bedeutuug jener Verträge. 
Das Wort „deutsch" (— volkstümlich, von diot Volk) findet sich zuerst in 
Schriftdenkmälern vom Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts und zwar zunächst 
zur Bezeichnung der Sprache, um die an der Volkssprache festhaltenden Deutschen von 
ihren romanisierten Stammesgenossen zu unterscheiden. Von der Sprache ist der Name 
auf das Volk übergegangen. 
^ Niedergang des karolingischen Kaisertums, kurzer 
Machtaufschwung des Papsttums. 875 starb auch der älteste Sohn 
Lothars I., Ludwig II. Karl der Kahle bemächtigte sich auf Kosten 
seines älteren Bruders Ludwig des Deutschen Italiens und ließ sich vom 
Papste Johann VIII. zum Kaiser krönen, unter Preisgabe wesentlicher 
Rechte des Kaisertums. 
In dem „Gottesstaate" Karls des Großen war der Kaiser thatsächlich 
das geistliche und weltliche Oberhaupt gewesen. Waren schon früher 
Stimmen laut geworden gegen die kaiserliche Beherrschung der Kirche, so 
schien seit der Teilung des karolingischen Reiches und dem Verfalle des karo- 
lingischen Hauses das Kaisertum auch nicht mehr befähigt, die weltliche 
Leitung des christlichen Abendlandes zu führen. So erwuchs allmählich der 
Gedanke, daß das Papsttum die geistliche und weltliche Führung der 
Christenheit übernehmen solle. Das Bestreben ging dahin, zunächst den 
päpstlichen Stuhl, dann auch das päpstliche Territorium der kaiserlichen Be- 
einflussung zu entziehen, die päpstliche Gewalt als die Quelle der kaiserlichen,
	        
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