Full text: Das Altertum (Teil 1)

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Das Material der griechischen Tempelbauten war Kalkstein und vor allem 
der in Griechenland häufige Marmor. Die (mit Kassetten1 verzierte) Decke und 
die Wände der Tempel waren farbig, ebenso gewöhnlich auch der Hintergrund der 
Reliefs. 
2. Die Plastik. Die ältesten auf uns gekommenen („archaischen") 
griechischen Bildwerke sind gleich den ägyptischen starr und steif, z. B. der 
sogen. Apoll von Tenöa in München, eine Marmorstatue, welche 'an Holz- 
figuren erinnert; dagegen zeigt sich schon in den Giebelgruppen des Athene¬ 
tempels von Ägina2 eine große Herrschaft des Künstlers über die Darstellung 
des Körpers neben dem Unvermögen, den Gesichtsausdruck wiederzugeben. 
Den Übergang von der unvollkommenen Kunst zur Vollendung bezeichnet 
Myron, von dessen Diskuswerfer mehrere Nachbildungen erhalten sind. 
Die höchste Stufe der Bildhauerkunst aber erreichte der Athener Phidias, 
Zeitgenosse und Freund des Perikles. Seine Hauptwerke waren: 
1. Die Giebelgruppen sowie sonstige Bildwerke des Parthenons; 
2. das im Parthenon aufgestellte gold-elsenbeinerne Standbild der 
Athene; 
3. die etwa 10 m hohe eherne Athene PromLchos auf der Akropolis, 
das Wahrzeichen Athens, das man schon von der See aus erblickte; 
4. das im Zeustempel zu Olympia ausgestellte Standbild des Zeus 
(s. S. 34). 
Fast ebenbürtig dem athenischen Meister war Polyklet aus Argos, 
der in mustergültiger Weise übende Jünglinge und Amazonen darstellte, 
aber auch ein hochberühmtes Götterbild, das der argivischen Hera, schuf. 
Andere Künstler dieser Zeit waren Alkamenes, einer der zahlreichen Schüler 
und Gehilfen des Phidias, und Päonios, dessen geflügelte Nike neuerdings in Olympia 
ausgegraben wurde. Auch die Bildwerke der Griechen waren großenteils bemalt. 
Diese „Polychromie der Antike"3 wurde erst in der jüngsten Zeit wieder erkannt. 
3. Die Malerei. Von den Wand- und Tafelbildern der hellenischen 
Zeit ist zwar nichts erhalten, doch ist aus den Nachbildungen namentlich 
auf Vasen, ferner aus den Wänden der pompejanischen Häuser und auf 
Mosaikböden zu erkennen, daß die Griechen auch in dieser Kunst mit ein- 
1 D. i. Kästchen, vertiefte kastenartige Abteilungen der Decke. 
2 Gegenstand der sogenannten Ägineten, welche, von König Ludwig I. angekauft, 
jetzt in der Glyptothek zu München aufbewahrt werden, ist der Kampf der Griechen 
und Trojaner um die Leiche des Patroklus. — Unterstützt wurden die griechischen 
Künstler bei der Wiedergabe des menschlichen Körpers durch die nationale Vorliebe 
für die Gymnastik, welche Gelegenheit bot, den menschlichen Körper in allen Stellungen 
zu studieren. 
3 Das Wort „Antike" wird oft geradezu im Sinne von „alter Kunst" gebraucht.
	        
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