94 § 57‘ Dritter Kreuzzug. § 58. Vierter Kreuzzug.
Sultan von Ägypten und Syrien, eroberte 1187 auch Jerusalem und
das heilige Land bis auf wenige Küstenpunkte. Da erwachte noch ein¬
mal in ganz Europa hoher Glaubenseifer. Kaiser Friedrich I., Bar¬
barossa, nahm (zum zweiten Male) das Kreuz; König Philipp II.
Augustus von Frankreich und König Richard Löwenherz von Eng¬
land folgten seinem Beispiele. Friedrich schlug 1189 nach den besten
Vorkehrungen den Landweg ein; dennoch mußte er den Durchzug durch
Griechenland, dessen Kaiser gegen ihn wie gegen die früheren Kreuz¬
fahrer sich treulos zeigte, und durch Kleinasien mit den Waffen er¬
zwingen. Sein Tod im Saleph 1190 veranlaßte die Mehrzahl der
Deutschen zurHeimkehr; die übrigen führte sein jüngerer Sohn Friedrich,
Herzog von Schwaben, vor Accon (Ptolemais), wo bald auch die
Franzosen und die Engländer eintrafen. Er starb 1191 während der
Belagerungsarbeiten, welche der vertriebene König von Jerusalem, Veit
von Lusignan, befehligte. Accon wurde genommen 1191 (Richard
Löwenherz und Herzog Leopold von Oesterreich); da aber die Ver¬
bündeten sich entzweiten und Philipp nach Hause zurückkehrte, war
Richard allein zu schwach, um trotz seiner wunderbaren Tapferkeit Er¬
hebliches ausrichten zu können, doch wurde die Küste von Joppe bis
Accon den Christen überlassen, der Besuch Jerusalems denselben zu¬
gestanden (Richard in Österreich; Blondel).
§ 58. Der vierte Kreuzzug. 1202-1204, gelangte gar nicht
bis nach Asien. Seit Justinian befand sich nämlich das oströmische
Reich in immer zunehmendem Verfalle. Bulgaren hatten das Land
nördlich vom Hämus, die Araber alle afrikanischen und fast alle asiatischen
Besitzungen eingenommen. Im Innern zerrütteten religiöse Streitig¬
keiten den Staat (z. B. der Bild erst reit, d. i. der Streit über die
Anbetung der Heiligenbilder, die nach hundertjährigem Kampfe 842
wieder gestattet werden mußte), infolge deren auch die griechisch-
katholische Kirche sich von der römisch-katholischen trennte. Höfische
Ränke, Soldatenwillkür, Aufruhr und Bürgerkrieg ruhten selten. So
war wiederum ein Kaiser, Isaak Angelus, von seinem Bruder entthront
worden, als in Venedig französische und italienische Ritter,
durch Papst Jnnocenz III. zu einem neuen Kreuzzuge bewogen, sich
nach Palästina einschiffen ließen 1202. Gegen den Thronräuber zu
Hilfe gerufen, fuhren sie zunächst nach Constanünopel und setzten den
Beraubten wieder ein; da man ihnen aber die gemachten großen Ver¬
sprechungen nicht halten konnte, eroberten sie Eonstantinopel zum zweiten
Male und stellten aus ihrer eignen Mitte den Grafen Balduin von