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und Dörfern. Die Bewohner zeichneten sich schon früh durch
Kunstfleiß und Kenntnisse aus. Sie waren, wie die Aegyptier,
in Kasten getheilt. Die Priester und Gelehrten, Bram inen
genannt, machten die vornehmste Kaste aus.
Ueber dieses Land herrschten damals mehre von einander
unabhängige Fürsten. Sie führten immerwährende Kriege un¬
ter sich und schwächten sich so selbst. Um so leichter wurde für
Alexander die Eroberung. Unweit der heutigen Stadt Attok
setzte er über den Indus ström, von welchem das Land selbst
seinen Namen hat. Die meisten Fürsten kamen huldigend mit
Geschenken ihm entgegen. So rückte er ungehindert voran bis
zum Flusse Hydaspes. Hier aber fand er bedeutenden Wi¬
derstand. Am jenseitigen Ufer stand Porus, der berühmteste
aller indischen Könige, mit einem großen Heere, um ihm den
Uebergang zu wehren. In einer schauerlichen Nacht, während
es donnerte und blitzte, und der Regen in Güssen vom Himmel
fiel, setzte der kühne Held über den Strom, griff an und schlug
das Heer des Porus in die Flucht. Porus kämpfte wie ein
Löwe und war der letzte, welcher das Schlachtfeld verließ. Von
Wunden und Durst ermattet, ergab er sich. Man führte ihn
zum Alexander. Dieser ging ihm entgegen, verwunderte sich
über seine Größe, Schönheit und sein edeles Benehmen und
fragte ihn: „Wie willst du behandelt sein?" — „Wie ein Kö¬
nig!" erwiederte Porus. „Verlangst du sonst nichts von mir?"
fragte Alexander weiter. „Sonst nichts," war die Antwort;
„jenes begreift Alles schon in sich!" Sein Verlangen ward
ihm mehr als erfüllt. Er bekam nicht nur sein ganzes Kö¬
nigreich wieder, sondern auch noch neue Besitzungen zu dem¬
selben. Auf dem Schlachtselde ließ Alexander eine Stadt bauen,
die den Namen Nicäa, d. i. Siegesstadt, erhielt.
Um diese Zeit starb BucephUus vor Alter und Wunden.
Alexander benannte dem treuen Thiere zur Ehre eine neu er¬
richtete Stadt Bucephäla.