Full text: Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten (Stufe 2)

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§ 49. Ausgang der Karolinger. 
ringen) und 3. Südmittelfranken (Burgund und die Provence). Da 
keiner von ihnen Söhne hinterließ, so kam durch denVertrag von 
Mersen 870 das Land östlich von der Maas (also auch Elsaß 
und der größere Teil von Lothringen) an Deutschland, Südmittel¬ 
sranken aber an Karl den Kahlen, der 875 auch Italien nebst der 
Kaiserkrone an sich brachte. Die Ostfranken hießen ihre Sprache im 
Gegensatz zu der lateinischen des Klerus die deutsche, d. H. Volks¬ 
sprache, weswegen in der Folgezeit die Deutschsprechenden selbst als 
„Deutsch e" bezeichnet wurden. 
Das unter Ludwigs des Deutschen Söhne geteilte Deutschland 
vereinigte der jüngste von ihnen, Karl der Dicke, wieder; er gewann 
nach Karls des Kahlen Tode die Kaiserkrone mit Italien und wurde 
seit 884 auch in Frankreich, wo nur noch ein unmündiger Enkel Karls 
des Kahlen übrig war, als Herrscher anerkannt. So war das Reich 
Karls des Großen wieder beisammen; aber Karl der Dicke war un¬ 
fähig es zu erhalten, und schon 887 ward er von den Ostfranken, 
körperlich und geistig gebrochen, zu Tribur abgesetzt und starb bald 
darauf. 
Italien fiel in die Hände einheimischer Machthaber. Als eigene 
Königreiche rissen Niederburgund (das cisjuranische, der Südosten von 
Frankreich) und Hochburgund (das transuranische, die französische 
Schweiz) sich los und wurden 933 zum arelatischeu Reiche (Arles) 
verbunden. 
Deutschland wählte sich einen Neffen des Abgesetzten zum Könige, 
den tüchtigen Arnulf von Kärnten, 887—899. Dieser schreckte die 
skandinavischen Normannen, kühne Seefahrer, die von den Küsten und 
Flußmündungen her Deutschland immer verwegener heimsuchten, durch 
die Schlacht bei Löwen an der Dyle (891), schützte die Ostgrenze des 
Reichs gegen die slavischen Nachbarn (das mährische Reich unter Suato- 
pluk) und verschaffte sich auch in Italien Anerkennung und die Kaiser¬ 
würde. Mit seinem unmündigen Sohne Ludwig dem Kinde, 899—911, 
welcher von dem Erzbischöfe Hatto von Mainz beherrscht wurde, er¬ 
losch das karolingische Haus in Deutschland. 
In Frankreich führten die Nachkommen Karls des Kahlen, 
mißachtet und beraubt von den großen Vasallen, ein klägliches Regiment. 
Von den Normannen erkauften sie den Frieden dadurch, daß sie ihnen 
die „Normandie" abtraten. Den letzten Karolinger beseitigte 987 Hugo 
Cap et, Herzog von Francien, Graf von Paris und Orleans, indem 
er selbst unter Beistimmung der Großen des Reiches den Thron bestieg.
	        
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