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feindliches auf, jedoch zeigte er schon darin eine lange vermißte hoheits-
volle Auffassung von der königlichen Stellung, daß er sich mit einer
Anzeige seiner Wahl in Rom begnügte, eine Bestätigung aber nicht
erbat. Der Papst trat trotzdem sofort in freundliche Beziehungen zu
dem neuen König, da er dessen Hilfe gegen die Römer und Roger
von Sizilien bedurfte. Friedrich aber trieb es nach Italien, um die
Kaiserkrönung Zu erlangen und die kaiserliche Obergewalt wieder-
herzustellen, die nicht nur durch die Fortschritte der Normannen,
sondern ebenso durch die Entwicklung des oberitalischen Städte-
Wesens bedroht war.
Die lombardischen Städte hatten an dem durch die Kreuzzüge ver-
anlaßten Aufblühen der italienischen Seestädte starken Anteil erhalten,
da der bedeutend gesteigerte Verkehr nach Deutschland und Frankreich auch
ihnen zugute kam. Ihr Reichtum nahm schnell zu; an die Stelle der Natural-
Wirtschaft war die Geld wir tschaft getreten (Aufkommen des Bank-
Wesens in Italien), und eine städtisch^>ürgerliche Kultur hatte sich unter
großer politischer Freiheit entwickelt. Denn während die deutschen
Städte (f. § 30) vom weltlichen und geistlichen Adel in gleicher Weise
bedrückt wurden, nahm in Italien der Laienadel seinen Wohnsitz in den
Städten und verschmolz mit den Städtern zu einer Gemeinde. Daraus
erklärt es sich, daß die deutschen Städte in den Kaisern ihre natürlichen
Schutzherren sahen, während die italienischen Städte des Kaisers nicht
mehr bedurften, da sie, reich und durch den Adel wehrhaft gemacht, den
Bischöfen die kaiserlichen Hoheitsrechte (f. it.) abgetrotzt hatten. So
waren diese Stadtrepubliken, die sich durch eigne Konsuln und
einen Rat verwalteten, natürliche Gegner der kaiserlichen Macht ge-
worden.
J3egmn be§t Auf feinem ersten Zuge nach Italien ächtete Friedrich das mächtige
Mailand!' Mailand, das in gewaltsamer Weise eine Art von Oberhoheit über
kleinere Kommunen, wie Como, Lodi, Pavia, herzustellen suchte, ließ
sich von Papst Hadrian IV. *), dem er den in seine Hände gefallenen
ArnoldvonBrescia(f. S. 87 Anm. 1) auslieferte, in Rom krönen,
konnte aber größere Erfolge bei der Schwäche seines Heeres nicht er-
zielen, ja er geriet auf seinem Rückzüge durch Oberitalien in den
Veroneser Klausen in ernste Gefahr (Rettung durch Otto von
Wittelsbach). Dennoch ließ er sein Ziel nicht aus den Augen, unid
auf vier weiteren Zügen nach Italien suchte er dem Kaisertum eine
neue, festere Grundlage zu geben. Durchdrungen von der Notwendig-
keit eines finanziellen Übergewichts des Kaifers über die andern Für-
sten, hoffte er dies durch die Beherrschung der reichen italienischen
Der Reichstag Städte zu erlangen. Zu diesem Zwecke ließ er 1158 auf einem Reichs-
unbnbieRe?alien.tage zu Roncaglia (östl. v. Piacenza) unter Hinzuziehung von
1) Er war der einzige Engländer auf dem päpstlichen Stuhle.