Full text: Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima (Teil 8)

90 Zweiter Zeitraum. 
feindliches auf, jedoch zeigte er schon darin eine lange vermißte hoheits- 
volle Auffassung von der königlichen Stellung, daß er sich mit einer 
Anzeige seiner Wahl in Rom begnügte, eine Bestätigung aber nicht 
erbat. Der Papst trat trotzdem sofort in freundliche Beziehungen zu 
dem neuen König, da er dessen Hilfe gegen die Römer und Roger 
von Sizilien bedurfte. Friedrich aber trieb es nach Italien, um die 
Kaiserkrönung Zu erlangen und die kaiserliche Obergewalt wieder- 
herzustellen, die nicht nur durch die Fortschritte der Normannen, 
sondern ebenso durch die Entwicklung des oberitalischen Städte- 
Wesens bedroht war. 
Die lombardischen Städte hatten an dem durch die Kreuzzüge ver- 
anlaßten Aufblühen der italienischen Seestädte starken Anteil erhalten, 
da der bedeutend gesteigerte Verkehr nach Deutschland und Frankreich auch 
ihnen zugute kam. Ihr Reichtum nahm schnell zu; an die Stelle der Natural- 
Wirtschaft war die Geld wir tschaft getreten (Aufkommen des Bank- 
Wesens in Italien), und eine städtisch^>ürgerliche Kultur hatte sich unter 
großer politischer Freiheit entwickelt. Denn während die deutschen 
Städte (f. § 30) vom weltlichen und geistlichen Adel in gleicher Weise 
bedrückt wurden, nahm in Italien der Laienadel seinen Wohnsitz in den 
Städten und verschmolz mit den Städtern zu einer Gemeinde. Daraus 
erklärt es sich, daß die deutschen Städte in den Kaisern ihre natürlichen 
Schutzherren sahen, während die italienischen Städte des Kaisers nicht 
mehr bedurften, da sie, reich und durch den Adel wehrhaft gemacht, den 
Bischöfen die kaiserlichen Hoheitsrechte (f. it.) abgetrotzt hatten. So 
waren diese Stadtrepubliken, die sich durch eigne Konsuln und 
einen Rat verwalteten, natürliche Gegner der kaiserlichen Macht ge- 
worden. 
J3egmn be§t Auf feinem ersten Zuge nach Italien ächtete Friedrich das mächtige 
Mailand!' Mailand, das in gewaltsamer Weise eine Art von Oberhoheit über 
kleinere Kommunen, wie Como, Lodi, Pavia, herzustellen suchte, ließ 
sich von Papst Hadrian IV. *), dem er den in seine Hände gefallenen 
ArnoldvonBrescia(f. S. 87 Anm. 1) auslieferte, in Rom krönen, 
konnte aber größere Erfolge bei der Schwäche seines Heeres nicht er- 
zielen, ja er geriet auf seinem Rückzüge durch Oberitalien in den 
Veroneser Klausen in ernste Gefahr (Rettung durch Otto von 
Wittelsbach). Dennoch ließ er sein Ziel nicht aus den Augen, unid 
auf vier weiteren Zügen nach Italien suchte er dem Kaisertum eine 
neue, festere Grundlage zu geben. Durchdrungen von der Notwendig- 
keit eines finanziellen Übergewichts des Kaifers über die andern Für- 
sten, hoffte er dies durch die Beherrschung der reichen italienischen 
Der Reichstag Städte zu erlangen. Zu diesem Zwecke ließ er 1158 auf einem Reichs- 
unbnbieRe?alien.tage zu Roncaglia (östl. v. Piacenza) unter Hinzuziehung von 
1) Er war der einzige Engländer auf dem päpstlichen Stuhle.
	        
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