§ 24. Blütezeit der Hohenstaufen unter Friedrich I. und Heinrich VI. 97
normannische Königskrone, die er sich durch grausamste Ver-
nichtung der Gegner sicherte.
Im Besitze einer Macht, wie sie nicht einmal Otto der Große vereinigt Heinrichs vn.
hatte, die von der Eider bis Sizilien reichte und in Deutschland wie 3ßeItmac^tt,Iäne-
in Italien eine starke materielle Grundlage hatte, suchte Heinrich seine
Weltmachtpläne zu verwirklichen. Zwar erfuhr er die Ent¬
täuschung, daß ihm die deutschen Fürsten die Erblichkeit der deut-
scheu (und der mit ihr zu verbindenden Mischen) Krone nicht
zubilligten, trotzdem er den weltlichen Herren die Erbfolge auch in weib-
licher Linie und an Agnaten, den geistlichen den Verzicht auf das Spolien-
recht (f. S. 89 Anm. 2) versprach; aber sein noch nicht zweijähriger Sohn
Friedrich wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Wie England, so
wollte er auch Frankreich, Aragonien und Kastilien in Lehns-
abhängigkeit bringen, und was im Norden nicht gelang, sollte vom
Süden aus erreicht werden. Alle vorübergehenden Erwerbungen nor-
mannischer Könige nahm Heinrich für sich in Anspruch, nicht nur T u n i s
undTripolis, sondern auch die gesamte Balkanhalbinsel, ja schließlich
das Byzantinische Reich selbst, wo verworrene Zustände herrschten
und Heinrich die Rechte seiner Schwägerin Irene, der Gemahlin seines
Bruders Philipp von Schwaben, wahren zu müssen vorgab^).
Und so groß war das Ausehen des römischen Kaisertums, daß Arme-
nien und Cypern, die beiden einzigen christlichen Staaten des
Orients, die noch von Bedeutung waren und blieben, die Aus¬
nahme in den Reichslehnsverband nachsuchten, und daß der Kaiser
von Byzanz schließlich glücklich war, durch einen hohen Jahrestribut
sich Frieden zu erkaufen. Schon schien Heinrich VI. der Verwirklichung Heinrichs vi.
semer kühnsten Pläne nahe zu sein> und ein nur von ihm unter-
nommener Kreuzzug 2) sollte der Welt den neuen Oberherrn der
Christenheit zeigen: da raffte ein Fieber, das er sich auf der Jagd zu-
gezogen hatte, den erst 32 jährigen Kaiser hinweg (1197). Im Dom zu
Palermo wurde er begraben. *
§ 25. Die päpstliche Universalmonarchie unter Innocenz III.
1. Die streitende und siegende Kirche unter Jnnocenz III. Ju
diesem Augenblicke, wo die kaiserliche Macht ihren Höhepunkt erreicht
zu haben schien, aber in die Hände eines Kindes übergehen sollte, er-
. r. 1) In Byzanz war Kaiser Isaak II., aus dem Geschlecht der Anqeli. mit
dchen Xochter ^rene einst Friedrich Barbarossa seinen Sohn Philipp verlobt hatte
von seinem Bruder Alexius III. geblendet und entthront worden. Da die inzwischen
mit einem stzrlychen Prinzen vermählte byzantinische Kaisertochter Witwe geworden
war, erneuerte Heinrich VI. die Verlobung und ließ 1197 die Vermählung vollziehen.
hon »i« ra£:vU^"i' den Heinrich VI. aufs glänzendste vorbereitet Hatte, und
oeit etn fast ausschließlich aus Deutschen bestehender Vortrab 1197 eröffnete verlief
°as tzcmptheer unter dem Kaiser ausblieb, in kriegerischer Hinsicht ergebnislos!
Schenk-Koch, Lehrbuch d. Geschichte. VIII. 2. Aufl. 7