§ 3. Germanen und Römer bis zum Tode des Angustus.
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die westgermanischen Völker am besten in der geographischen Anord-
nung als 1. die Nordseevölker der Cimbern (vom „cimbrischen
Chersonnes") und Teutonen (?), FriesenundChauken, Angeln
und Sachsen; 2. die rheinischen Völkerschaften der Bataver,
Sugambrer und Marser; 3. die swebisch-mitteldentschen
Stämme der Langobarden an der unteren Elbe (Bardengau, Bar-
dowiek), Cherusker um Weser und Aller, Hermunduren (Thü-
ringer), Chatten (Hessen), Semnonen im Spree- und Havellande
und Markomannen im Maingebiet. Die keltischen Helvetier und
Bojer (Böhmen) umschlossen die Gesamtsweben im Süden.
2. Die Zusammenstöße zwischen Germanen und Römern bis Z^nd^der
Augustus^). Was auch an Gründen für die Abwanderungen ganzer
germanischer Völkerschaften oder auch nur größerer Haufen (Gaue)
angeführt zu werden pflegt, wie Übervölkerung und Landnot, Bedrän-
guug durch Meereseinbrüche oder äußere Feinde, Abenteuerlust ein-
zelner oder Hilferufe von fremden Völkern, so muß vor allem betont
werden, daß die Germanenvölker von alters her den Charakter des
wandernden Kriegerstaates trugen. Bis zu den Zeiten Cäsars
sind nicht einmal feste Wohnungen gestattet, damit der kriegerische Geist
und die kriegerische Schlagfertigkeit nicht litten.
So stürmte gegen Ausgang des 2. Jahrhunderts v. Chr. die Flitt^eimberrt*Uttb
welle der Cimbern (= Kämpfer), die Volken (f. S. 2) und die euonenau0
Helvetier vor sich herdrängend, gegen Süden ins Keltenland und
führte den welthistorischen ersten Zusammenstoß der Germanen mit den
Römern herbei, die das keltische Gebiet bereits als ihre „Interessen-
sphäre" betrachteten und nicht gewillt waren, den neuen Ankömmlingen
darin Platz zu gewähren. Erst nachdem die Cimbern im großen Halb-
bogen von den steirischen bis zu den Seealpen vergeblich die Siedlung
versucht hatten und auch ein Einbruch nach Spanien erfolglos geblieben
war, unternahmen sie, inzwischen verstärkt durch die gleichfalls aus-
wandernden Teutonen, unter Zurücklassung des Gepäcks im Norden
der Alpen, den Angriff auf Italien selbst. Aber die überlegene Kriegs-
kunst des Marius bereitete den Teutonen bei Aquä Sertiä (102),
den Cimbern bei Vercellä (101) das Verderben. Die in Gallien zu-
rückgebliebene Abteilung siedelte sich als Adnatnker im Gebiet der
Mittlern Maas an, wurden aber wie die von Cäsar im nördlichen
Gallien bereits angetroffenen Eburonen,Nervier und Trevirer,
schnell von der ihnen an Zahl und Kultur überlegenen Urbevölkerung
keltisiert.
1) Da die Kämpfe der Germanen mit den Römern, soweit sie eben zur „Rö-
mischen Geschichte" gehören, bereits in Teil VII (vgl. S. 149, 163, 178, 192 u. 196)
geschildert sind, werden sie hier als bekannt vorausgesetzt; es wird also nur kurz das
sür die „Deutsche Geschichte" Wesentliche hervorgehoben.